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SCHÖNHEIT IST ERLERNT

 

Was findest du besonders schön an dir? Diese Frage löst bei vielen Menschen Unbehagen aus. Den meisten Leuten fällt es leicht, sofort mehrere angebliche Mankos an sich und wiederum viele schöne Merkmale an anderen zu benennen. Aber woher weißt du eigentlich, was schön ist? Das Wissen darüber, was schön ist, erlernen wir so, wie wir auch andere geltende Normen unserer Gesellschaft erlenen. Das nennen wir Sozialisierung. Es gibt also gesellschaftlich geteilte Schönheitsideale und auch solche, die gruppenspezifisch sind.

In deiner Schulklasse beispielsweise haben wahrscheinlich viele die gleichen Schuhe, werden bestimmte Marken gehypt und andere sind No-Gos. Vielleicht wird diesem einen Mädchen besonders oft gesagt, wie hübsch es ist und dieser eine Junge ist besonders süß. Aber die Frisur des Lehrers geht gar nicht und die eine Lehrerin trägt immer diesen schlimmen Pullover. Das finden (fast) alle in deiner Stufe so. Aber was wir schön finden, das verändert sich.


 

Schönheit im Wandel der Zeit

Wahrnehmung ist zeit- und kontextabhängig und daher veränderbar. Wenn sich Mode und Zeitgeist wandeln, so verändert sich auch die Sehgewohnheit. Manchmal ziemlich schnell und manchmal über die Zeit hinweg schleichend. Dann finden wir Dinge, die wir einst schön fanden, plötzlich so gar nicht mehr schön. Im Laufe der Menschengeschichte gab es unterschiedliche Körperideale, die sogar Begriffe prägten.

Beispiele dafür sind Lotusfüße im 11.-20. Jahrhundert in China, die Rubensfigur in der Renaissance und fast parallel die Wespentaille die sich lange hielt und von der die Sanduhren-Figur in den 1930er Jahren ‚inspiriert‘ wurde.

   

 

Während in der griechischen Antike das Ideal von Schönheit durch den Mann verkörpert wurde, sind es gegenwärtig besonders Frauen, die sich viele Gedanken über ihr Körperbild machen. Manche fühlen sich im Alltag dann sogar überfordert und die Gedanken drehen sich ununterbrochen um die Themen Essen, Kalorienzählen und darum, ob sie schlank genug sind.

Wenn du dich ausführlicher informieren möchtest oder wissen willst, wo du dich in Hamburg beraten lassen kannst, dann findest du in der Rubrik Essstörungen Anlaufstellen, die dir weiterhelfen können!

Schönheitsideale sorgen oft für Druck ihnen zu entsprechen. Dabei sind sie wie Schablonen, in die einfach kaum ein Mensch passt.  

 


 

Schönheitsideale in sozialen Netzwerken

Social Media spielt eine immer größere Rolle in unserem Leben. Dort wird das, was nicht in die Schablone passt gerne mit Hilfe von Filtern und Bildbearbeitungs-Apps ‚passend‘ gemacht. Und das hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Vorstellungen von Schönheit. So steigt der persönliche Druck sich selbst zu ‚optimieren‘ und treibt manche Menschen dazu, sich unnötigen ästhetischen Eingriffen zu unterziehen.

Mehr zu den Risiken und der Tragweite von Körpermodifikationen findest in der Rubrik Bodymodification.

 

Bewusstes Umdenken in Sachen Schönheit

Neben dem was als gesellschaftlich schön gilt, gibt es aber auch subjektive – und damit sehr individuelle – Vorstellungen von Schönheit. Deshalb ist die Bandbreite dessen, was Menschen schön und attraktiv finden, unendlich. Das beschränkt sich nicht rein auf Äußerlichkeiten. Auch innere Werte wie Wissen, Empathie und besonderes Engagement machen Menschen schön. Deshalb setzen sich immer mehr Menschen in den sozialen Netzwerken für Authentizität und Diversität ein und haben Hashtags wie #nofilter und #fürmehrrealitätaufinstagram etabliert. Wenn du also manchmal denkst, dass es nur diese eine Sorte ‚perfekter‘ Mensch auf diesem Planeten gibt, so hilft es dir vielleicht, dich einmal bewusst mit solchen Inhalten auseinanderzusetzen. Und dich unter Menschen im Reallife zu mischen, die sind nämlich in Wirklichkeit keine Barbiepuppen-Kopien.

 


Titelbild: ©Ulrike Mai/Pixabay; Lotusfüße: Lai Afong, © Wikimedia Commons/public domain; Bild Rubensfigur: Peter Paul Rubens, © Wikimedia Commons/public domain; Bild Wespentaille: Victoria and Albert Museum, © Wikimedia Commons/public domain

Text von Jessica aus der JIZ-Redaktion

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