WAS BEDEUTET VIELFALT?

...und wo findest du sie im Alltag wieder?

 

Mitte November ist wieder der Internationale Tag für Toleranz. Diesen gibt es seit 1995 anläßlich der Verabschiedung der Grundsatzerklärung für Toleranz der UNESCO an einem 16. November. Zu diesem Anlass habe ich mir die Frage gestellt: Wofür brauchen wir Toleranz, was bedeutet Vielfalt und wo begegnen wir ihr im Alltag?

 


Was bedeutet Toleranz?

Die UNESCO definiert den Begriff Toleranz als „die Achtung, Akzeptanz und Wertschätzung der reichen Vielfalt der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen und unserer Art, Mensch zu sein“. Also geht es um die Toleranz von Vielfalt – und was genau bedeutet das nun? Der Duden definiert den Begriff als „Fülle von verschiedenen Arten, Formen o. Ä., in denen etwas Bestimmtes vorhanden ist, vorkommt, sich manifestiert“. In diesem Beitrag meine ich mit dem Begriff den Mensch und welche individuellen Unterschiede dieser aufweisen kann – denn jeder Mensch ist anders.

 

Welche Dimensionen der Vielfalt gibt es?

Es gibt viele verschiedene Arten, wie Menschen unterschiedlich sein können und es auch sind. Du kennst es bestimmt auch, dass deine Freunde oder Mitmenschen in vielen Hinsichten ganz anders sind als du: Vielleicht haben sie andere Interessen oder Fähigkeiten als du und sie sehen natürlich ganz anders aus.

 

Der Begriff wird häufig in sieben Dimensionen eingeteilt: Alter, Ethnie, Geschlecht, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion, Sexualität und soziale Herkunft.

 

In diesem Video wird noch einmal veranschaulicht, was Vielfalt ist und welche Dimensionen sie haben kann.

 

Von einigen dieser Dimensionen hast du bestimmt auch schon gehört, aber über manche wird weniger geredet als über andere. Zum Beispiel die soziale Herkunft ist ein wichtiger Aspekt der Vielfalt, der manchmal vergessen wird. Bei dem Begriff geht es darum, in was für einem Umfeld, welcher Schicht, mit wie viel Geld und welchen Bildungsmöglichkeiten ein Mensch aufgewachsen ist. Dies kann auch viel Einfluss darauf haben, was für einen Beruf die Person später ausüben kann: wenn man zum Beispiel nicht die Möglichkeit hat, zu studieren, da die Eltern finanziell nicht unterstützen können, ist die Wahl der möglichen Berufe eingeschränkt.

 

Dank gesetzlicher Regelungen gibt es in Deutschland jedoch BAFöG, um möglichst vielen Menschen unabhängig von der sozialen Herkunft ein Studium zu ermöglichen. Mehr Informationen dazu findest du hier: Studium & BAFöG - Jugendserver Hamburg (jugendserver-hamburg.de).

Und wenn du wissen willst, was du als junger Mensch beachten solltest, um finanziell abgesichert zu sein, findest du im Beitrag von Lars „Money, Money, Money“ einige Tipps und Fallstricke.


Gleichbehandlung ist Gesetz!

Jeder Mensch hat das Recht darauf, gleich behandelt zu werden – egal, inwiefern er oder sie vielleicht unterschiedlich als andere ist. Das ist auch in unserem Grundgesetz in Artikel 3 verankert: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Doch auch wenn es im Grundgesetz steht, war es de fakto in Deutschland nicht immer so, bis zum 3. Mai 1957, als das Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts beschlossen wurde.

 

Hier findest du mehr Informationen zu unserem Grundgesetz:

Unser Grundgesetz - Jugendserver Hamburg (jugendserver-hamburg.de)

 

Auch die EU verpflichtet sich durch mehrere Artikel im Vertrag über die EU, im Vertrag über die Arbeitsweise der EU sowie in der Charta der Grundrechte, die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern.

 

Mehr Infos dazu findest du auf den Seiten des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in der Kurzdarstellung zur Europäischen Union:

BMFSFJ - Gleichstellungspolitik in Europa


Vorurteile und Stereotypen

Auch wenn die Gleichbehandlung und Gleichberechtigung aller Menschen gesetzlich festgeschrieben ist, ist es in der echten Welt oft jedoch ganz anders. Du hast bestimmt auch schonmal mitbekommen, dass ein Mitmensch aufgrund von einer individuellen Eigenschaft anders behandelt wurde als du oder gar benachteiligt wurde. Das liegt häufig an Vorurteilen – aber was sind Vorurteile überhaupt?

 

Ein Vorurteil ist ein Urteil, welches gegenüber einer Person gefällt wird, ohne die jeweilige Person zu kennen. Häufig bestehen Vorurteile gegenüber ganzen Personengruppen, die man aufgrund von einer der zuvor genannten sieben Dimensionen vom Rest der Gesellschaft abgrenzt. Häufig wird dies auch als Stereotyp bezeichnet.

 

Vielleicht kennst du es ja auch schon von anderen oder sogar von dir selbst, dass bestimmte Dinge manchen Menschen nicht zugetraut werden – zum Beispiel, wenn gesagt wird, dass Jungs handwerklich geschickter oder Mädchen besser in der Schule seien. Das sind klassische Beispiele für Stereotypen: Es wird prinzipiell darüber geurteilt, was Jungs und Mädchen können, ohne dass es einen richtigen Anhaltspunkt dafür gibt. Denn es ist nicht vom zugeschriebenen Geschlecht abhängig, ob ein Mensch etwas gut oder weniger gut kann. Wenn Menschen aber stereotypisch beurteilt werden, kann das echte Auswirkungen darauf haben, was sie sich selbst zutrauen. Stell dir vor, ein Mädchen hat total viel Spaß am Handwerken und möchte auch eine Berufsausbildung in dem Bereich machen – aber sie hört ständig in ihrem Umfeld, dass Mädchen sowas ja gar nicht können, und deswegen könnte sie sich möglicherweise gegen einen Handwerksberuf entscheiden, obwohl dies eigentlich ihr Traum war.

 

Ein solches Szenario wird dank der Bemühungen um Gleichstellung bei uns in Deutschland immer seltener. Leider werden aber in einigen Ländern der Welt Mädchen und Frauen immer noch schlecht behandelt, in manchen gibt es auch Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Mehr Infos dazu findest du in diesem Artikel von Caro und Jessica aus der JIZ-Redaktion: Einfach Mädchen sein - Jugendserver Hamburg (jugendserver-hamburg.de).

 

Vorurteile können aber auch noch dramatischere Auswirkungen haben. Vorurteile gegenüber Menschen mit beispielsweise einer anderen Hautfarbe oder einer anderen Religion können zu echter Benachteiligung in der Berufswelt oder gar zu Gewalttaten führen. Dies ist illegal und wenn du so etwas selber mitbekommst, solltest du dich an eine erwachsene Vertrauensperson wenden. Dazu findest du in unserer Rubrik Diskriminierung und Extremismus viele weiterführende Infos und auch Anlaufstellen, wenn du oder andere Betroffene Hilfe brauchen.

 

In diesem Video wird noch einmal dargestellt, was Vorurteile und Stereotype sind.

 

Wie kannst du Vorurteilen entgegenwirken?

Nun, da du weißt, dass es Vorurteile gibt und welche Auswirkungen sie haben können, fragst du dich bestimmt, ob man auch etwas dagegen machen kann. Keine Sorge, das kann man! Hier sind ein paar Tipps, was du selber tun kannst:

  • Dich selbst hinterfragen und eigenen Vorurteilen bewusst werden
  • Etwas sagen, wenn andere Vorurteile zeigen
  • Wenn du selbst betroffen bist: an Vertrauenspersonen wenden

Inklusion und Integration

Dies sind auch zwei wichtige Begriffe, die häufig fallen, wenn über Vielfalt und Toleranz gesprochen wird.

 

Bei Inklusion geht es darum, eine Gesellschaft zu schaffen, die die Bedürfnisse aller verschiedenen Menschen berücksichtigt. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass in öffentlichen Gebäuden Fahrstühle eingebaut werden, damit Menschen im Rollstuhl oder andere, die Treppen nicht benutzen können, trotzdem Zugang zu dem Gebäude haben und ihre Bedürfnisse somit berücksichtigt werden. Mit Integration ist die Eingliederung von anderen Menschen in die Gesellschaft – häufig sind damit Migranten und Migrantinnen aus anderen Ländern gemeint. Dabei soll es zum Beispiel darum gehen, diesen Menschen Zugang zur Sprache des Landes, zu Bildung oder zu Arbeit zu ermöglichen.

 

Inklusion und Integration spielen eine wichtige Rolle bei dem Abbau von Vorurteilen und Intoleranz in einer Gesellschaft.  Dafür gibt es zum Beispiel in der Schulbehörde die Ombudsstelle Inklusive Bildung, die Unterstützung bietet bei der Frage, wie man Inklusion in der Bildung umsetzen kann. Wir haben mit der Ombudsfrau Petra Demmin ein Interview geführt.

 

Was bedeutet Inklusive Bildung?

Inklusive Bildung heißt für uns die Akzeptanz und Förderung von allen Kindern und Jugendlichen in der von ihnen oder ihren Eltern gewählten Schulform.

Was sind Ihre Aufgaben als Ombudsperson für Inklusive Bildung?

Wir beraten Eltern über den Förderort, die Rechte der Kinder und Eltern und die schulische Förderung.

Mit welchen Fragen wenden sich Betroffene an Sie? Gibt es Schwerpunkte?

Die Fragen drehen sich hauptsächlich um Schulbegleitung, Gestaltung der Förderung, Ressourcen für die Förderung, Gestaltung des Nachteilsausgleichs und Alternativen zur jetzigen Beschulung.

Haben sich die Anfragen, die Sie bekommen, im Laufe der Zeit verändert?

Ja, in der Pandemie ging es oft um eine mögliche schulische Betreuung von gefährdeten Kindern im Hause. Danach geht es vermehrt um Angststörungen (Schulangst) und inwieweit diese Schüler/innen auch zuhause beschult werden können.

 

Weitere Infos und den Kontakt zu einer Ombudsperson findest du auf den Seiten: Ombudsstellen auf hamburg.de

Text: Vivian aus der JIZ-Redaktion
Foto © Pixabay / Gerd Altmann

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