Die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres

Wintersonnenwende am 21. Dezember

 



07:00 Uhr. Stockfinster. Der Wecker klingelt. Zeit zum Aufstehen. Und nebenbei ist das Schlafhormon in vollem Gange. Der Gedanke, sich lieber noch einmal umzudrehen und den Wecker einfach zu ignorieren, klingt verlockend. Wäre da nicht die Verpflichtung – und nebenbei „das Gewissen“, die einen dazu anhalten, doch endlich aufzustehen. Die Motivation, im Dunkeln das Haus zu verlassen - sei es, um zur Schule oder zum Job zu gehen -  geht mehr Richtung Null.


Vielleicht gehörst du aber auch wie ich zu den Frühaufstehern, die den ruhigen Morgen genießen, bevor alle wach sind und der Trubel beginnt. Doch bei der Dunkelheit verschiebe auch ich gerne morgendliche Joggingrunden oder Radfahrten auf später - um dann irgendwann mit Schrecken festzustellen, dass es gleich schon wieder dunkel wird.

Gefühlt stecken wir mittendrin, aber astronomisch fängt er gerade erst an: der Winter, der übersetzt NASSE JAHRESZEIT heißt.


Den Winter verbinden viele mit Gemütlichkeit, Kerzenlicht, häuslicher Wärme, Zusammensein, viel Zeit zu Hause verbringen und besonderen Festen und Feierlichkeiten -  und bei uns auch manchmal mit der Hoffnung auf Schnee.


Winter heißt aber auch verdammt viel Dunkelheit, Nässe, Kälte und extrem kurze Tage. Die Natur befindet sich quasi im Winterschlaf und alles um uns herum ruht. Klar, die Natur hat sich dabei was gedacht: Der Winter ist die Zeit der Regeneration. In der Natur spürt und sieht man es deutlich. Und bei uns Menschen? Auch wir sollen zur Ruhe kommen. Wehren uns aber auch gerne dagegen. Vielleicht gibt es deshalb dieses „lästige“ Schlafhormon Melatonin, dem wir oft unsere Trägheit und Müdigkeit verdanken?! Ja, scheinbar ist es so. Es soll unseren Körper etwas „herunterfahren“.


Der Körper sendet uns die Signale und wir passen unseren Rhythmus den Jahreszeiten an. Aber irgendwann, - ob Winterliebhaber oder Wintermuffel - ist er da. Der Tag, an dem man die Nase voll von diesen dunklen Zeiten hat, an dem die Sonne erst so spät auf- und dann viel zu früh wieder untergeht. Dann sehnen wir uns nach mehr Licht und wieder helleren und längeren Tagen.


Wintersonnenwende

Doch aufgepasst! Für die absoluten Wintermuffel heißt es jetzt zumindest etwas aufatmen. Es gibt einen Lichtblick, im wahrsten Sinne des Wortes ein Naturphänomen namens „Wintersonnenwende“. Die diesjährige ist am 22.12.23. Sie ist ist die Antwort auf die Frage, wann die Tage endlich wieder länger werden.

Jetzt ist er voll da: der astronomische Winteranfang. Und mit ihm stehen uns die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres bevor. Denn dieser zählt hier in Hamburg nur ganze 7 Stunden und 27 Minuten. Wieso dann ein Lichtblick - klingt unlogisch?

Die Antwort ist ganz einfach. Die Wintersonnenwende ist ein besonderer Zeitpunkt -, an dem wir uns -astronomisch betrachtet - der Sonne wieder mehr zuwenden, ein Lichtwechsel also. In vielen Ländern, besonders im hohen Norden, ist das ein lang ersehnter Moment, ab dem die Tage Stück für Stück und ganz langsam wieder länger und zunehmend heller werden. 


Nur Vorsicht für Ungeduldige unter euch. Wir bekommen dann zwar wieder länger Tageslicht, aber morgens wird es noch nicht wieder früher hell. Die Sonne schafft es nur langsam, zu ihrer alten Kraft zurückzukehren, daher lässt die frühere Morgensonne leider noch etwas auf sich warten.

Aber um Silvester werden wir den spätesten Sonnenaufgang haben. Und ab dann wird es morgens früher hell. Es dauert aber noch bis Mitte Februar ehe die Tage sowohl morgens als auch abends länger sind.


Sonnenlicht und sein Effekt auf uns

Und die Sache mit dem Lichtblick? Mehr natürliches Licht schüttet auch das Glückshormon Endorphin aus, und das ist für die Stimmung ein wahrer Aufheller. Und dann ist sie bald wieder mehr und mehr da: die Aussicht auf die Kraft der Sonne, die uns alle mit mehr Licht, Wärme und Nahrung versorgt und uns so ganz nebenbei auch das Aufstehen vielleicht etwas leichter macht.


Aber was genau ist nun eigentlich die Wintersonnenwende, was passiert da eigentlich? Und was hat es mit den Festen um dieses Datum herum auf sich?

In diesem Jahr ist der kalendarische Winteranfang auf der Nordhalbkugel am 22. Dezember. Und dieser wird durch die Wintersonnenwende eingeleitet. An diesem Tag steht die Sonne an ihrem tiefsten Punkt für die Nordhalbkugel. Deshalb ist er auch der kürzeste Tag des Jahres. In Mitteleuropa steht die Sonne nur für knapp 8 Stunden über dem Horizont. In den nördlichsten Regionen unserer Erde lässt sich die Sonne kaum bis gar nicht blicken. In Nordschweden zum Beispiel, oberhalb des Polarkreises, kann man sie erleben: Die Polarnacht – es herrscht über lange Zeit Dunkelheit.


Längere und hellere Tage. Die Sonne besiegt die Dunkelheit – und nimmt eine Art Extremposition ein. Grund genug zu feiern! Und das seit Jahrtausenden von Jahren – man sagt sogar, bis in die Steinzeit zurück.

Grund zu feiern

Das Julfest, für das sich schon die Germanen „schön machten“ , die Yalda Nacht, das Hiwatari Matsuri Fest: dies sind nur einige der Feste, die auch heute noch rund um die Tage der Wintersonnenwende gefeiert werden und ein fester Bestandteil der wichtigsten Feierlichkeiten unterschiedlichster Kulturen im Jahreskreis sind. Bekannte Orte wie Stonehenge in Südengland oder das Irische Newgrange  - ein 5000 Jahre altes Ganggrab – sind antike Bauwerke, Heiligtümer und für viele auch spirituelle Orte, die zeigen, was für eine große Bedeutung die Sonnenwende früher hatte.


Wusstest du, dass auch unser Weihnachtsfest und die Wintersonnenwende früher einmal an dem gleichen Tag gefeiert wurden? Zufall? – Wohl eher nicht. Feste, die damals von Völkern des Ostens und den heidnischen Völkern im Norden zum für sie wichtigen Zeitpunkt der Wintersonnenwende gefeiert wurden, hat man ins Christentum übernommen und mit einer neuen Bedeutung belegt.

Das Haus schmücken mit immergrünen Zweigen, Kerzen anzünden und viele Lichter im Haus , Äpfel – heute ersetzt durch oft bunte Deko- und Mistelzweige, sind Bräuche und Traditionen der heidnischen Lichterfeste, die auch bis heute noch einen festen Platz in unserem Weihnachtsfest haben.


Das Datum um die Wintersonnenwende hat sich verändert und tut es auch heute noch. Das des Weihnachtsfestes ist geblieben. In diesem Sinne – auch wenn uns nun um die Wintersonnenwende die kürzesten Tage und die sogenannten Rauhnächte bevorstehen – zündet viele Lichter an, dass es überall warm und hell wird, besonders in unseren Herzen.

 


Text: Caro aus der Jiz-Redaktion
Bildnachweise: Landschaft im Winter mit Wolken, Landschaft mit Sonne und blauem Himmel, diesige Feldlandschaft mit Eis, Sonne spiegelt sich in Eiswasser © Lilli Lafeld, alle anderen Fotos © Caro/JIZ Hamburg

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