Der Hamburger Jugendserver

Das System

von Bugsbunny und Mr. Afro

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Das System ist unserer Meinung nach inakzeptabel, angefangen bei der Politik. Die Politiker verkaufen uns für dumm, sie sind heuchlerisch. Es sind nichts weiter als Gangster in Anzügen, die zu feige für das Schlachtfeld sind, sie rüsten das Militär auf und schicken Soldaten in den Krieg, den eigentlich sie führen. Geld ist der Grund aller Kriege dieser Welt.

Weiter könnten wir über die Diskriminierung in Deutschland sprechen. Flüchtlinge, sie sind vor dem Krieg in ihrem Land hierher geflüchtet, sie lassen ihre Heimat und oft sogar ihre Kinder, Geschwister, Eltern und Freunde zurück. Könnten Sie sich das vorstellen? Einfach Ihre Siebensachen packen und Ihre Heimat verlassen, alles zurücklassen, was Sie sich aufgebaut haben - Ihren Job, Ihr Zuhause? Sowas wünscht man keinem Menschen.

Sie flüchteten in ein fremdes Land, hierher nach Deutschland. Wir sind uns sicher, dass sehr viele für die Aufnahme in diesem Land dankbar sind. Aber man sollte im Hinterkopf behalten, dass es auch deutsche Waffen sind, vor denen einige geflüchtet sind. Angekommen in diesem wunderschönen Land, wo Sie weder die Sprache noch die Regeln des Landes kennen – es ist ein kompletter Neuanfang, und neben all diesen Belastungen haben Sie auch noch mit Rassismus zu kämpfen. Mit Schikanen jeglicher Art - es fängt beim Bäcker an und hört bei einer Polizeikontrolle und der Wohnungssuche auf.

Wenn Sie als Kind in sozialen Brennpunkten zwischen Drogenhandel und Prostitution aufwachsen, dann werden Sie meistens schon im jungen Alter mit der Polizei konfrontiert. Sie werden schon als Kind wie ein Krimineller behandelt, ohne einer zu sein. Das trifft natürlich nicht auf alle Menschen zu, denen Sie begegnen. Hier wie überall gibt es in jedem Beruf Gute und Schlechte. Allerdings geht es weniger darum, dass sie ihre Arbeit schlecht ausführen, sondern um die Empathie, die viele in ihrem Beruf leider nicht mitbringen. Es ist keine Seltenheit, dass einige sich gezielt Jobs suchen, in denen sie Macht ausüben können, die sie ansonsten im Leben gerne hätten, aber nicht haben.

Sie tun das, was man ihnen sagt, Tag für Tag, und es wird nicht hinterfragt, ob das richtig oder falsch ist. Eigentlich sind sie zu bemitleiden. Sie müssen jeden Monat darum bangen, ihre Miete pünktlich zu zahlen, sie packen Geld zur Seite, um mal für zwei Wochen die Sonne zu sehen, und sie vergessen, nach Feierabend ihre Uniform auszuziehen. Es sind nicht viele von ihnen – aber die können einem das Leben sehr unangenehm machen.

Wir haben keinen Vorschlag, wie man es besser machen kann. Es gibt kein Happy End - falls Sie das erwartet haben, müssen wir Sie enttäuschen. Das System ist am Arsch und das nicht seit gestern. Es gibt keine Erlösung, keine Rettung, weil das Geld immer wichtiger sein wird als ein Menschenleben. Leider. Das einzige, was wir sagen können, ist: Wer den Frieden nicht liebt, hat den Krieg nie gesehen.
 


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Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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