Liebe macht uns kaputt
von Akho und Momo
(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
Liebe kann schön sein, doch genauso schmerzhaft.
Wenn du Rosen liebst, musst du mit den Dornen klarkommen.
Doch das Herz ist empfindlich.
Ich war verliebt. Man könnte sagen: Ich war besessen. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute habe ich an sie gedacht. Ich wollte immer wissen, was sie tut. Mit wem sie ist. Aber nicht aus Sorge, dass was passieren könnte oder dass sie fremdgeht, sondern aus Interesse. Sie war für mich das Thema Nummer 1. Ich gab ihr Unterstützung, wo sie es brauchte. Aufmerksamkeit, Zuneigung, Respekt – egal was! Sie hat es bekommen, genauso war es aber auch umgekehrt. Das hat mir immer wieder das Gefühl gegeben, dass ich genauso geliebt werde, wie ich liebe. Ich habe mir gedacht: Nobody can take this! Aber hinter den ganzen Gefühlen steckt auch noch das Leben. Und meines könnte man fast einen Horror-Thriller nennen. Freunde sind gekommen und gegangen. Familien sind am Leiden. Die Straße steckt in deinem Blut. All das lässt dich nachdenken, und durch diese Gedanken weißt du nicht mehr, was mit dir ist.
Knast! Viele Jahre Knast.
All das, was du erlebt hast, geht dir nochmal durch deinen Kopf. Und dann! Denkst du an deine Beziehung. Ich muss sie anrufen, habe ich mir gedacht. Ich wusste nicht, ob ich sie anrufen soll oder nicht. Es sind Monate vergangen, nachdem ich das erste Mal angerufen habe. Ich krieg’s nicht hin, ich rufe die Jungs an. Man redet: „Jo, was geht? Was machst du? Was gibt’s Neues?“ – „Alles schön und gut.“
„Ey Bruder, wie geht’s meiner Freundin?“ Alles wurde still. Das Thema wurde gewechselt, und man hat sich verabschiedet. Paar Monate später. Ich kann nicht mehr. Ich muss was über sie erfahren. Ich rufe an, sie geht nicht ran. Ich rufe die Jungs an: „Was geht, Bruder? Was machst du?“ Ich komme direkt auf den Punkt. „Ey Bruder, wie geht’s meiner Freundin?“ Alles verstummt für eine Weile. Nach einigen Minuten sage ich: „Jo, ich frage dich was!“
„Ja, Bro, hör zu. Man hört, dass sie sich auf einen anderen Typen eingelassen hat.“ Ich lege den Hörer auf und gehe in meine Zelle. Alles hat sich mit einem Mal verändert. Ich denke nach. Ich drehe durch. Es kommt mir vor wie eine Lüge. Doch ich muss fokussiert bleiben, denke ich mir. Aber trotzdem quälen mich diese Gedanken. Ich habe sie geliebt. Es wird zum Thriller. Ich schließe meine Augen und sehe sie. Ich öffne sie und denk an sie. An ihr zweites Gesicht, das mich gefickt hat.
Ich würde dir gerne verzeihen, doch der Schmerz und die Angst, verletzt zu werden, drängt mich immer wieder dazu, mich zurückzuziehen.
Ich denke immer noch an sie. Ich komme nicht klar. Es gibt Momente, in denen ich einfach kein Ohr mehr für andere Leute habe. Weil ich an dich denke. Ich will sie am liebsten vergessen, aber es funktioniert nicht. Ich könnte ausflippen.
Doch trotz alldem wollen wir realistisch bleiben. Und den Entschluss fassen, dass Liebe auch wunderschön sein kann. Sogar auch der Kummer, der dahinter steckt. Denn der Liebeskummer zeigt dir manche Fehler, durch die du lernen kannst.
Viele Tage sind vergangen, und somit hat sich der Gedankenkreislauf verändert. Es fühlt sich so an, als würde mein Herz tausendmal schneller schlagen, wenn ich an sie denke.
Monate sind vergangen, und es wird wieder Winter. Immer wieder denke ich an die Zeit, in der wir Schlitten gefahren sind. Das lässt mein Herz brennen. Egal, wie schön die Erinnerung sein mag, der Schmerz ist tausendmal hässlicher. Ein gebrochenes Herz gehört zum Erwachsenwerden dazu.
Diese Erfahrung, die ich gemacht habe, hat mir beigebracht, vorsichtiger zu sein, was das Thema Vertrauen betrifft. Und hat mich aufmerksamer gemacht, wenn es um das Thema Lieben und geliebt werden geht. Also bleibe ich nächstes Mal vorsichtiger und passe auf mein Herz auf. Und lebe mit Entscheidungen, bei denen ich mir zu 100% sicher bin, dass ich nicht nochmal so tief falle.
Egal, wie hart oder wie schwer diese Zeiten waren, man kann es nicht vergessen. Doch es bleiben schöne Erinnerungen.
Breaking Love.
Mehr über das Schreibprojekt HAFTNOTIZEN, die Schreibtrainerin Tania Kibermanis sowie die Bedingungen, unter denen die Texte entstehen, erfährst du auf der Startseite der Haftnotizen.
Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.