Ist es eher der kulturelle Background oder die Erziehung, was einen Menschen prägt?

von Double-G

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Meiner Meinung nach ist es von Kultur zu Kultur verschieden: Es gibt südländische Kulturen, die strenger sind und ihre Kinder anders erziehen, aber auch da wiederum ist es von Haus zu Haus unterschiedlich - es ist Mensch-bedingt, und jedes Elternhaus ist anders. Es gibt Kulturen, die ihre Kinder mit sehr viel Disziplin und einer gewissen Strenge erziehen, um ihnen zu zeigen, dass das Leben härter ist, als man denkt. Gerade in den Kulturen in ländlichen Gegenden, z.B. in Südeuropa, wo das Leben insgesamt härter ist, werden Kinder strenger erzogen, da sie schon im jungen Alter Verantwortung übernehmen müssen.

Es gibt auch Menschen, die ihre Kinder falsch erziehen und verzweifelt sind - gerade in Familien, wo es an finanziellen Mitteln fehlt, läuft es auch manchmal in der Erziehung schief. Doch es kommt dabei immer am meisten auf die Menschen selbst an. In Bezug auf die Kultur kann man sagen, dass es meistens nicht daran liegt. Es hängt hauptsächlich von der Erziehung ab, denn die Kultur hat ja nichts mit der Erziehung jedes Einzelnen zu tun. Auch in einer strengen Kultur werden Kinder liebevoll behandelt. Es gibt allerdings Kulturen, die im Krieg liegen, und bei Eltern, die aus dem Krieg kommen, kann es schon passieren, dass die Kinder wilder sind, da sie sehr viel Leid ertragen mussten. Oder die Eltern haben ihr eigenes Leid an die Kinder weitergegeben, wenn sie im täglichen Stress leben mussten, wenig Essen, Trinken und zu wenig Zuneigung bekommen haben. Solche Eltern haben oft auch fast gar keine Bildung, haben keine Schule besucht - das macht ja auch was mit einem Kind, wenn es älter wird. In den jungen Jahren prägt es die Kinder, wenn sie nur Krieg kennen, und dann in ein normales Leben finden müssen. Meistens hatten sie nicht viel, kennen kein anderes Leben und bauen dann viel Scheiße, um sich auch etwas leisten zu können, was ihnen gefehlt hat. In Deutschland ist es für sie schwieriger, sich in die Gesellschaft einzugliedern, und oft handeln solche Kinder anders als gebildete Menschen und wohlerzogene Kinder. Aber so ist es natürlich nicht immer.

Einige Kulturen in Asien erziehen ihre Kinder sehr streng, fast wie auf einer Militärakademie – in der Schule sollen die Kinder am besten immer Einser-Noten schreiben, immer gut angezogen sein, nur reden, wenn sie gefragt werden. Und wehe, sie kommen mit schlechten Ergebnissen nachhause! Es wird immer das Höchste an Leistung verlangt, es geht immer noch ein bisschen besser, und Fehler werden oft nicht verziehen. Doch ich denke, dass es falsch ist, Kinder fast wie Krieger auszubilden, weil ihnen damit zu wenig Liebe und Verständnis gezeigt wird.

Man sollte seinem Kind die Möglichkeit geben, sich frei zu entscheiden, seine eigene Meinung zu vertreten und den eigenen Weg selbst zu wählen. Ansonsten belastet man nur ihre Psyche, und ich halte es nicht für richtig, wenn ein Kind immer dann, wenn es Fehler macht, damit nicht klarkommt oder Angst vor seiner Eltern hat. Einerseits will man seinem Kind viel mitgeben und ihm den richtigen Weg zeigen - aber nicht auf diese Art und Weise. Ich bin mir sicher: So erzieht man kein Kind. Jeder sollte in der heutigen Zeit selbst entscheiden, was er werden will, wie er seine Jugend ausleben will, und man sollte Kindern auch nicht alles verbieten, sondern ihnen auch viele Freiheiten lassen. Denn nur mit eigenen Erfahrungen lernt man das wahre Leben kennen, und es prägt einen auch viel mehr. Man lernt aus eigenen Fehlern, man lernt, dass es im Leben auch anders geht, dass man nicht immer nur erfolgreich sein muss. Und dass es auch anders kommen kann, als man denkt, denn die Lebenserfahrung ist das Wichtigste und das, was einen Menschen am meisten prägt.

 


Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt. | Bildnachweis: Keimlinge und Häuser (Fotomontage) © artrachen (Keimlinge), antto (Häuser)/Adobe Stock; Montage: JIZ Hamburg

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