Hass im Netz
Haltung zeigen: Gegen Terrorismus, Antisemitismus und Menschenverachtung
Die Ereignisse im Nahen Osten wühlen derzeit viele Menschen auf und können zu Diskussionen und Fragen führen. Leider nehmen auch Hass und Häme im Netz drastisch zu.
Die jip-Redaktion spricht sich entschieden gegen Terrorismus, Antisemitismus und Menschenverachtung aus!
Basics für eine demokratische Debattenkultur im Internet
Unsere Demokratie muss auch online durch eine wehrhafte Zivilgesellschaft verteidigt werden. Aber erst mal zu den Basics. Quasi die Knigge für faires Miteinander im Netz.
Du kannst nämlich ganz einfach zu einer demokratischen Kultur im Netz beitragen, in dem du dich selbst anständig verhältst. Das fängt schon damit an, dass das was du in den sozialen Medien schreibst, aus mehreren Perspektiven geprüft und sachlich formuliert ist. Teile oder like auch nichts unbedarft. Trete aus Gruppen aus bzw. entfolge Profilen, in denen Hassinhalte ungehemmt verbreitet werden. Achte außerdem auf eine gewalt- und diskriminierungsfreie Kommunikation. So easy.
Wenn du diese einfachen Basics beherrschst, zeigst du klare Haltung gegen Hass, diskriminierende, antisemitische und rassistische Äußerungen.
Erste-Hilfe-Tipps bei Hass im Netz
Wahrnehmen - unterstützen - melden - dokumentieren - anzeigen
Wahrnehmen
Hate Speech kann direkt aber auch indirekt sein und ist dann nicht immer leicht zu erkennen. Daher ist es wichtig, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und nicht abzustumpfen.
Und: Nimm Betroffene ernst.
Unterstützen
Wenn du selbst betroffen bist, bleibe damit nicht allein – hole dir Unterstützer:innen! Wende dich an Freunde und Freundinnen, eine Vertrauensperson oder an Initiativen. Besprecht gemeinsam mögliche nächste Schritte:
Melden
Wahrscheinlich weißt du auch, dass du Hate Speech melden kannst. Dafür bieten die Plattformen wie TikTok und Instagram Meldesysteme. Aber auch plattformunabhängige Meldestellen sorgen dafür, dass rechtsverletzende Kommentare gelöscht werden. Insbesondere bei antisemitischen, rassistischen und rechten Gewaltvorfälle in Hamburg (auch im Netz) ist MeMo eine gute Anlaufstellen.
Mit Hilfe des Meldeportals www.report-antisemitism.de werden antisemitische Vorfälle erfasst und dokumentiert.
Weitere, plattformunabhängige Stellen sind:
- jugendschutz.net
- fsm.de/fsm/beschwerdestell
- beschwerdestelle.eco.de
- internet-beschwerdestelle.de
- HateAid
Dokumentieren
Hate Speech kann strafrechtlich relevant sein. Daher mache Screenshots von menschenfeindlichen, diskriminierenden oder rassistischen Äußerungen und den Absendern.
Achtung: Zeige Medien wie Bilder oder Videos in denen Hass und Gewalt verbreitet werden direkt von deinem Gerät, speichere sie nicht und sende sie nicht weiter. Sonst machst du dich unter Umständen selbst strafbar.
Anzeigen
Kommen du und deine Unterstützer:innen zu dem Ergebnis, Strafanzeige zu erstatten, so kannst du das sogar anonym machen, z. B. bei der nächsten Polizeiwache in deiner Stadt oder über die Online-Wachen im Internet.
Hilflosigkeit
Diskriminierende, antisemitische und rassistische Äußerungen schüchtern viele Menschen ein.
Menschen, die kluge und demokratiefördernde Dinge zu sagen hätten, trauen sich oft nicht mehr dies zu tun. Sie wollen nicht die nächsten Opfer von Hass im Netz sein. Und mischen sich nicht in Diskussionen ein. Durch den sogenannten Verdrängungseffekt, droht ein Meinungseinheitsbrei zu entstehen. So gefährdet Hassrede im Netz (Hate Speech) die Meinungsvielfalt und damit unsere Demokratie. Denn Meinungen und Einstellungen werden verstärkt online geprägt. Oder woher bekommst du deine Informationen überwiegend?
Counter Speech
Diskriminierende, antisemitissche und rassistische Äußerungen und Häme und Hass sind diffamierende Adressierungen. Hate Speech würdigt ab und verletzt. Darum wehren sich viele dagegen: Sie diskutieren, löschen und melden.
Eine Strategie, gegen Hate Speech vorzugehen, ist die Gegenrede (Counter Speech). Ziel der Gegenrede ist die Sichtbarmachung einer demokratischen Gegenöffentlichkeit. Die Gegenrede soll zu einer demokratische Debattenkultur in der digitalen Welt beitragen. Deshalb ist auch wichtig, dass wer sich an eine Gegenrede wagt, dies sachlich und argumentativ tut.
Achte bei der Beteiligung an Debatten auch auf deine Privatsphären-Einstellungen und Informationen, die auf dem persönlichen Profil sichtbar sind.
Auf der Seite www.love-storm.de kannst du Gegenrede online trainieren, an Aktionen gegen Hass im Netz teilnehmen, Hasskommentare melden und Dich mit anderen Aktiven austauschen.
„Don't Feed The Troll“
Damit ist gemeint, dass Posts und Kommentare nicht weiter befeuert werden sollen, um den Hassredenden keine Bühne zu bieten. Schließlich liebt der Algorithmus vielgeklickte und -kommentierte Beiträge und sorgt dafür, dass diese Hassreden in die Feeds vieler Menschen gespült werden. Manchmal sind es sogar Roboter, die kommentieren und „Fake News” verbreiten. Ziemlich ungleiche Voraussetzungen für eine faire Debatte.
Aber es kann natürlich auch andere Gründe haben, sich nicht an Debatten beteiligen zu wollen: Du fühlst dich unsicher, überfordert oder kennst nicht die richtigen Argumente. Und das sind legitime Gründe, nicht aktiv gegen Hass anzureden.
Aber die oben genannten Basics und Erste-Hilfe-Tipps bei Hass im Netz kannst und solltest du dennoch beherzigen!
Basics und Erste-Hilfe-Tipps #GegenHassimNetz sind Pflicht.
Vorsicht mit Verführern
Die Grenze zwischen verbotenen und gerade noch legalen Aussagen ist nicht immer leicht zu bestimmen. In dieser Grauzone tummeln sich sogenannte Populisten. Das sind Menschen, die zwar extremistisch denken, sich aber etwas vorsichtiger ausdrücken. Sie wissen genau, wie sie ihre Sätze so formulieren, dass es schwer oder unmöglich wird, sie zu belangen. Extremisten und Populisten versuchen eingängige Begriffe zu verwenden und damit Stimmung zu machen. Meist verknüpft mit einem verzerrten Weltbild, um für komplexe Zusammenhänge einfache Erklärungen, 'Belege' und 'Beweise' zu liefern, in denen ihre Feindbilder die Schuld für bestimmte Vorkommnisse tragen.
Du erkennst diese Aussagen an verallgemeinernden, dämonisierenden, ideologisierenden, abwertenden Aussagen und/oder durch die Verwendung diskriminierender Sprache. Spätestens aber, wenn die Grund- und Menschenrechte verletzt werden, solltest du misstrauisch werden!
Das Netz ist kein straffreier Raum
Wer andere beleidigt, begeht nämlich eine Straftat. Richten sich Hass oder gar Gewaltaufrufe gegen ganze Gruppen von Menschen, beispielsweise aufgrund ihrer nationalen, religiösen oder ethnischen Herkunft, so ist der Tatbestand Volksverhetzung (§ 130 StGB). Es ist also kein Spaß (sondern menschenverachtend) und hat in diesen Fällen strafrechtliche Konsequenzen, die aber überhaupt erst greifen können, wenn der Sachverhalt gemeldet wird!
Ja, ganz einfach ist es nicht, zwischen Trollen, Robotern und Hatern an die reale Person zu kommen. Damit Hassrede keine Chance hat, braucht es aber in erster Linie Zivilcourage!
Zivilcourage: Du und ich müssen unseren Teil dazu beitragen.
Weiterführende Infos (auch für deine Eltern):
Auf unseren Seiten zu Diskriminierung und Extremismus findest du eine Reihe von Links, Beiträgen, Downloads sowie Adressen von wichtigen regionalen und bundesweiten Organisationen und Verbänden, die über Diskriminierung, politischen und religiösen Extremismus, Prävention und Aussteigerhilfe informieren.
Melde konsequent Hass und Hetze im Netz auf www.hateaid.org und antisemitische, rassistische und rechte Gewaltvorfälle in Hamburg bei www.memo-hinweisstelle.de
Auf der Seite www.love-storm.de kannst du Gegenrede online trainieren, an Aktionen gegen Hass im Netz teilnehmen, Hasskommentare melden und Dich mit anderen Aktiven austauschen.
- klicksafe: #FitForDemocracy von Jokah Tululu
- polizeifuerdich: Verletzende Worte
- klicksafe: Hate Speech
- handysektor: Hass hat Konsequenzen!
- no-hate-speech: Wissen über Hatespeech
- Mehr zu Hass im Netz, insbesondere zu Handygewalt findest du im Beitrag „Digital = real“.
Bild: pixabay.de/Gerd Altmann
Text: Jessica aus der JIZ Redaktion