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Frühlingsanfang

Auswirkungen des Klimawandels auf die Jahreszeiten

 

Am 1. März ist meteorologischer Frühlingsbeginn und Wetterexperten ziehen Bilanz: In Deutschland war es erneut viel zu warm - der Schnee blieb größtenteils aus, nicht nur bei uns in Hamburg.

Noch vor 50 Jahren waren die Winter kalt und frostig. Der Boden war meist gefroren und Schnee war keine Seltenheit. In den vergangenen Wintern hat sich das geändert. Es gab vermehrt warme Phasen über acht Grad, Wintermantel und Stiefel konnten im Schrank bleiben. 

Der Klimawandel verändert unsere Jahreszeiten: Früher waren alle vier Jahreszeiten etwa gleich lang, inzwischen nimmt der Sommer immer mehr Zeit ein. Er ist heute schon 17 Tage länger als noch 1950. Frühjahr, Herbst und Winter werden dagegen auf fast der gesamten Nordhalbkugel immer kürzer. Setzt sich dieser Trend fort, dann könnte der Sommer im Jahr 2100 fast ein halbes Jahr dauern – mit erheblichen Folgen für Mensch, Natur und Wetter.

Der Klimawandel lässt nicht nur die globalen Temperaturen steigen, er verändert auch die Lage der Klimazonen und beeinflusst die Natur. So zeigen Studien, dass Pflanzen im Frühjahr immer früher austreiben und blühen, vielerorts hat sich die Vegetationsperiode dadurch insgesamt verlängert. In manchen Regionen verschieben und verkürzen sich die Regenzeiten, in anderen nehmen sommerliche Hitzephasen zu.
 

Frühling im Winter - kürzere Winter, längerer Frühling

Laut Deutschem Wetterdienst sind die Winter in den vergangenen Jahren kürzer und auch wärmer geworden. Pflanzen treiben deutlich früher aus. Bei milden Temperaturen über acht Grad und feuchtem Wetter sind sie anfälliger für Pilzerkrankungen. 2019 meldeten Wetterbeobachter beispielsweise die ersten Haselblüten schon am 18. Dezember.

Wärmephasen, in denen die Temperaturen länger als eine Woche über acht Grad Celsius liegen, können gravierende Auswirkungen auf heimische Pflanzen haben.

Krokusse, Weiden, Haselsträucher, Schneeglöckchen, Forsythien, alles eigentlich "Frühlingsboten", beginnen dann früher mit der Blüte. Diese Pflanzen sind aber wertvolle Nektarspender für Insekten wie Bienen, Schmetterlinge und Co. Sind diese noch in der Winterruhe, geht ihnen der Nektar aus diesen Nahrungsquellen verloren. Ein großes Problem sind auch die Fröste, die nach dem Austreiben der Pflanzen Frostschäden anrichten können.
 

Auswirkungen auf unsere Sommer

Wegen des Klimawandels beginnt der Frühling in unseren Breiten immer früher. Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, welche Auswirkungen das auf die Sommer hat: Sie werden trockener und Hitzewellen drohen, die Wasserressourcen gehen weiter zurück.

Der Grund: Die Pflanzen bilden früher Blätter aus, weshalb sie mehr Photosynthese betreiben - auch ihr Wasserverbrauch steigt damit an, wobei ein Großteil davon über die Poren in den Blättern wieder verdunstet. Dieser Transpiration genannte Prozess wird durch die früher beginnenden Frühlinge verlängert.


Trockener in Europa, feuchter in Sibirien

Bisher war unklar, ob dieser Effekt durch den verstärkten Niederschlag infolge der Wasserverdunstung wieder ausgeglichen wird, besonders in den folgenden Sommern, der Wasserverlust durch die Transpiration ist aber höher.

So wird es in Zukunft besonders in Europa, Ost- und Westasien sowie dem westlichen Nordamerika trockener, während Sibirien feuchter wird, weil Winde die Feuchtigkeit in der Atmosphäre dorthin transportieren. Es bleibt somit zu erwarten, dass im Sommer künftig Wasser knapper wird und Hitzwellen drohen.
 

Nahrungsketten zerreißen

Die Jahreszeitenverschiebungen bzw. Klimaveränderungen können für viele Tier- und Pflanzenarten zum Problem werden. Dabei spielt unter anderem die Veränderung der phänologischen Jahreszeiten eine Rolle. Wenn sich Entwicklungsprozesse in der Natur verschieben, können Nahrungsketten zusammenbrechen. Eine Veränderung von wenigen Tagen bei einzelnen Arten kann bereits ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen und darin belassen. 

Ein Beispiel ist die Beziehung zwischen Blütenpflanzen und deren Bestäubern. Verlagert sich die Frühjahrsblüte zu weit vor, drohen Pflanzen unbestäubt zu bleiben, weil Bienen und Hummeln noch in der Winterruhe sind. Wie zentral aber die Bestäubung für das Ökosystem ist, zeigen diese Zahlen: Etwa 60 bis 80 Prozent der Wildpflanzen und 35 Prozent der weltweiten Agrarproduktion hängen davon ab, dass die Blüten der Pflanzen von Insekten bestäubt werden. 

Andere Beispiele finden sich bei Zugvögeln. Diese kehren normalerweise im frühen Frühjahr aus dem Winterquartier zurück, zeitgleich mit dem Frühjahrshöhepunkt der Insektendichte. Doch weil diese zunehmend früher im Jahr liegt, verpasst sie der Zugvogel. Auch der Kuckuck findet bei seiner Rückkehr oft kein Gelege mehr, in das er seine Eier unbemerkt legen kann. Denn die Wirtsvögel wie Zaunkönig oder Rotkehlchen beginnen früher mit dem Brüten. Eine Anpassung ist beim Kuckuck bereits zu beobachten: Er ist nun öfter in kühleren Höhenlagen anzutreffen als im Tiefland.

Der Klimawandel selbst ist nicht mehr zu verhindern – doch kann er verlangsamt und begrenzt werden. Dafür ist es vor allem notwendig, die Auslöser der globalen Erwärmung, die Treibhausgasemissionen, zu verringern. Zentral ist vor allem die Begrenzung des Kohlendioxid-Ausstoßes: Energie muss effizienter genutzt, fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl müssen durch regenerative Energien ersetzt werden.

 


Wann ist Frühlingsanfang?

In Deutschland und auf der gesamten Nordhalbkugel beginnt der kalendarische Frühling in diesem Jahr am Sonntag, den 20. März. Der meteorologische Frühling begann bereits am 01.März.

In der Meteorologie beginnen die Jahreszeiten immer am ersten Tag des entsprechenden Monats. Sie teilen das Jahr in vier feste Jahreszeiten zu je drei Monaten. Meteorologen verwenden diese künstliche Einteilung, um vier konstante Jahreszeiten zu erzeugen und mit vergleichbaren Zeiträumen arbeiten zu können.

Der kalendarische Frühlingsanfang wird auch astronomischer Frühlingsanfang genannt. Denn die kalendarischen Jahreszeiten werden durch den Stand der Erde zur Sonne bestimmt und entsprechen sozusagen den „natürlichen” Jahreszeiten.

Der kalendarische Frühlingsanfang richtet sich nach der Tagundnachtgleiche und fällt daher jedes Jahr auf ein anderes Datum. Den Tag, an dem es gleich lang hell und dunkel ist, gibt es zwei Mal im Jahr: Im März leitet sie den Frühling ein und im September dient sie als Startschuss für kältere Jahreszeiten.

Wann der kalendarische Frühling beginnt, hängt zudem davon ab, auf welchem Teil der Erde man sich befindet. Denn: Bei der Tagundnachtgleiche überquert der Zenit der Sonne die Linie des Äquators. Dabei wechselt die Sonne auf die andere Halbkugel der Erde. Die Frühlingsmonate März, April und Mai gelten als solche also nur auf der Nordhalbkugel.

Im September wandert die Sonne auf die Südhalbkugel und leitet dort den Frühling ein, während hier die Temperaturen fallen. In einem halben Jahr überschreitet der Zenit erneut den Äquator und kehrt auf die Nordhalbkugel zurück, wodurch die Tage bei uns wieder länger werden.
 


Jetzt geht alle raus, genießt das hoffentlich gute Wetter und die erwachende Natur! Doch bevor ihr die Sonnenstrahlen und das Frühlingserwachen aufsaugt, könntet ihr bestimmt auch mal wieder durch eure Bude saugen, denn der Frühjahrsputz gehört auch dazu ;-)

 

 


Beitrag von Mirja aus der JIZ-Redaktion
Bildnachweis: blühender Baum © JIZ Hamburg

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