Geständnis und Vergebung

von Attacke

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Was bedeutet es, ein Geständnis zu machen? In manchen Fällen ist es ein Mittel zum Zweck. In anderen ist es ein Werkzeug, um sich selbst eine schwere Last von den Schultern zu nehmen. Menschen gestehen meistens, wenn sie Unrecht oder etwas falsch gemacht haben.

Man kann ein Geständnis aber auch dafür benutzen, die eigene Strafe zu mildern – egal, ob vor Gericht oder jemand anderem, der in einer mächtigen Position ist. Ein Geständnis ist meiner Ansicht nach einer der stärksten Ausdrücke überhaupt. Es ist halt immer abzuschätzen, ob es ernst gemeint ist oder nicht. Denn darauf kommt es an. Man zeigt Einsicht, der ein oder andere auch echte Reue. Es ist ein schwieriges Thema, jeder muss selbst wissen, was er daraus macht.

Ein Geständnis ist auch eine Beziehung, die entsteht, wenn man jemandem etwas gesteht. Damit ist es auch ein Vertrauensbeweis, denn wenn man jemandem die Wahrheit sagen kann, dann beweist man die Stärke, zu den eigenen Fehlern zu stehen. Es befreit die Seele, wenn man etwas gesteht, weil man damit eine Last verliert.

Aber wenn ich den Mut fasse und etwas gestehe – wo sind überhaupt die Grenzen, wenn es um Vergebung geht? Kann man immer und alles vergeben? Ist Vergebung bedingungslos? Was erhofft man sich von der Vergebung? Und was kann ich damit vielleicht bei der Person, der ich vergebe, verändern?

Es kommt für mich immer zuerst darauf an, was die Person getan hat. Es bringt nichts, einer Person zu verzeihen, um ihr ihr Fehlverhalten in der Zukunft dann immer wieder vorzuhalten. Wenn ich einer Person verzeihe, dann mache ich den Sack zu – dann ist es ein Neuanfang, und wir versuchen, es ab jetzt besser zu machen. Und auch wenn ich total im Recht bin, finde ich, dass ich einem Menschen trotzdem vergeben kann, weil ich drüberstehe und großzügig sein kann. Ich kann einer Person aber nicht immer wieder verzeihen, wenn ich sehe und merke, dass sich die Person nicht ändert und sogar lügt. Dann muss man einen Menschen loslassen können – egal, wie schwer das ist.

Wenn ich einem Menschen vergebe, dann erhoffe ich mir, dass die Person bereut und Reue zeigt, dass sie ihre Fehler einsehen kann. Ich finde, dass der Satz „Ich vergebe dir“ unglaublich mächtig ist. Durch diesen Satz kann man einem Menschen so viel Kummer, Trauer, Verlustgefühle, Wut und noch so viel mehr von den Schultern nehmen.

Ich glaube, dass jeder von uns um Vergebung bitten sollte. Wir alle sind nicht fehlerfrei, und es erleichtert uns, wenn uns vergeben wird. Die Frage ist nur, was wir daraus machen – ob wir es uns wirklich zu Herzen nehmen oder es einfach abhaken und weitermachen wie bisher.

Ich finde, man kann einem Menschen nicht bedingungslos verzeihen, wenn man eine Änderung oder Einsicht bei einer Person erreichen will. Sonst wäre die Wahrscheinlichkeit, wieder enttäuscht zu werden, sehr hoch, und der ganze Schmerz finge wieder von vorne an.

Ich bin gläubig, und in unserem Glauben wird uns auch vergeben, wenn wir unsere Sünden zugeben. Aber wichtig ist, was wir daraus machen – wenn wir unsere Vergehen nicht bereuen, dann wird uns auch nicht vergeben.

 


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Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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