Ein Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz

von Attacke

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Guten Tag, Herr Scholz!

Ich möchte ein bisschen Kritik an Ihnen üben, bitte seien Sie nicht sauer auf mich. Ich weiß, Sie sind ein Hamburger Jung – ich bin auch aus Hamburg und sitze gerade im Knast. Machen Sie sich auch bitte keine Illusionen, ich habe Sie nicht gewählt. Aber ich wollte Ihnen sagen, dass ich leider von Ihrer Politik sehr enttäuscht bin. Und – könnten Sie nicht ein bisschen mehr lächeln? Sie wirken auf mich immer sehr verkrampft. Aber ich möchte Sie keinesfalls verurteilen, Sie haben natürlich auch gute Ideen, aber die umzusetzen scheint Ihnen schwerzufallen. Ich kann bei manchen Projekten nicht verstehen, wieso Sie so viele Hemmungen haben, zum Beispiel bei den Waffen für die Ukraine. Da frage ich mich, woher Sie die ganze Zeit zum Überlegen nehmen, und am Ende sagen Sie doch immer Ja. Wieso haben Sie eigentlich jetzt erst gemerkt, dass Russland Sie die ganze Zeit nur verarscht hat?

Und wieso hängt Deutschland bei der Digitalisierung so zurück? Das ist echt peinlich. Ich hoffe, Sie nehmen sich meine Fragen zu Herzen. Dachten Sie etwa, ich würde Sie verschonen? Nee, nee – jetzt geht es erst richtig rund! Spaß beiseite – ich glaube echt, dass Sie es wirklich besser können. Wieso können Sie Ihre Entscheidungen denn nicht schneller treffen? Und wann legalisieren Sie endlich Gras? In den Niederlanden klappt es doch auch. Sie würden auch die Justiz sehr entlasten. Bitte verkrampfen Sie damit nicht wieder 100 Jahre, ob Sie es nun machen sollen oder nicht.

Wir sind so ein reiches Land, aber unser Geld verschwindet an den falschen Stellen – auch das verstehe ich nicht. Dafür sparen Sie an Stellen, an denen nicht gespart werden sollte, zum Beispiel bei den Kindern. Sie machen so oft Versprechungen, die dann nicht eingehalten werden. So verliert man doch an Glaubwürdigkeit.

Schöne Grüße von Attacke

 


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Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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