Warum soll ich arbeiten gehen?

von O.M.E. und Mr. Afro

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Hier in der Haft muss ich arbeiten gehen, weil ich sonst kein Geld habe und ein Disziplinarverfahren bekomme – es ist Pflicht, in der Strafhaft zur Arbeit zu gehen. Wieso das so ist, kann ich nicht ganz verstehen. Aber wenn ich nicht arbeiten würde, wäre ich den ganzen Tag in meinem Haftraum.

Manchmal möchte ich arbeiten, weil es mir Spaß macht. Und weil die Zeit damit viel schneller vergeht und man beschäftigt ist. Es gibt auch Tage, an denen ich nicht arbeiten mag. Aber es ist eben Pflicht. Ich verdiene hier in H-Sand in 8 Stunden 12,23 Euro. Das verdienen die meisten Menschen in einer Stunde. Es ist alles viel teurer geworden, zum Beispiel Lebensmittel und Tabak. Wir dürfen im Monat für 154,- Euro einkaufen, aber man hat meistens nur 100,- zur Verfügung. Davon gehen allein schon 50,- Euro für Tabak weg, der Rest ist für Lebensmittel. Deswegen muss ich arbeiten, weil ich sonst nix habe.

Aber meistens gehe ich gerne arbeiten, weil es mir gefällt. Ich mache eine Ausbildung zum Maler und Lackierer hier im Gefängnis. Ich sitze noch drei Jahre, zu vier Jahren und drei Monaten wurde ich verurteilt. Mein Plan ist es, in die Sozialtherapie zu kommen, es durchzuziehen und dann in die Drogentherapie zu gehen. Wenn ich dann komplett draußen bin, kann ich als Maler arbeiten. Hier im Knast habe ich meinen Schulabschluss gemacht. Was ich draußen wahrscheinlich niemals geschafft hätte.

Für mich ist es wichtig, eine Arbeit zu haben, die mir Spaß bringt. Man ist den halben Tag am Arbeiten. Da ist es wichtig, dass man daran Freude hat, sonst wird man auf Dauer depressiv. Spaß steht an erster Stelle, aber das Geld ist natürlich auch wichtig. Damit ich eine Familie gründen kann und es meinen Kindern nicht an Geld fehlt.

 


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Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.

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