Die inneren Werte deiner Kleidung

Ein Gedanke zum Trend "Wegwerfmode"

 

Ich gebe zu. Ich liebe es, mich mit Mode zu beschäftigen und es ist mir nicht egal, was ich anziehe. Mir macht Mode große Freude.

ABER was sich bei mir in den letzten Jahren sehr verändert hat, ist mein Blick auf die Modeindustrie und meinen eigenen Modekonsum. Die große Kritik an der Branche und das eigene Hinterfragen dieser, hemmen mich teils am happy Shoppingfeeling. Zumindest bin ich nicht mehr so unbedarft, wenn ich so durch die Läden schlendere oder mich auf der Website eines Modelabels bewege. Ich bin sehr viel kritischer geworden mit dem was ich kaufe. Ich bewerte ein Kleidungsstück nicht nur oberflächlich von außen – mein Blick geht (was ich früher eher seltener machte) auch ins Innere des Kleidungsstückes – wo das Wertvolle oder leider allzu oft nichts Wertvolles zu finden ist.  Polyester zählt leider u.a. zu den nicht wertvollen und umweltschädlichen Fasern. Polyester ist ein sehr preisgünstiger synthetischer Kunststoff, der am meisten in der Modeindustrie verwendet wird und aus Erdöl oder Kohle hergestellt wird. Beim Waschen landen Fasern im Abwasser und anschließend im Meer. Und dies ist nur ein Beispiel, was ein scheinbar so gut-aussehendes Kleidungsstück für verheerende Folgen haben kann.

Wintersale, Black Friday, Geburtstagsrabatte etc.

Lockangebote lassen den Konsum, auch den Modekonsum, noch mehr in die Höhe schießen. Wie kann es sein, dass Dinge plötzlich mit einer regelrechten Rabattschlacht in den Handel geschmissen werden – als wären sie plötzlich wertlos. Wie kann es sein, dass ein Mantel, der vor zwei Wochen noch einen hohen Wert hatte, mir regelrecht hinterhergeschmissen wird? Und das viele Dinge so schnell zu einer "Wegwerfware" werden. Mich lässt das nicht mehr kalt, dieser Fast Fashion Wahn.

Meine Kollegin Annett hat sich dazu folgende Gedanken gemacht:

Fast Fashion ist günstig und wird in Massen produziert. Dadurch kann die Kleidung schneller konsumiert werden und wird aber auch wieder schnell retourniert, um sich dann wieder Neues bestellen zu können.

Und dann gibt es noch Ultra Fast Fashion. Größter Anbieter dafür ist die chinesische Firma SHEIN. Ihr seid sicher schon in den sozialen Netzwerken von der Werbung überrannt worden. SHEIN ist in Sachen Wegwerfmode wohl das schlimmste Modeunternehmen der Welt. Gepusht von Social Media wie Tik Tok und Co.

Verschiedenen Studien zufolge verursacht die Modebranche weltweit mehr CO2-Emissionen als die gesamte Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen. Dazu die verdreckten Gewässer, die Müllberge und die teilweisen miserablen Arbeitsbedingungen für die Menschen, die dort arbeiten und diese Fast Fashion Mode unter gesundheitsgefährdenden Umständen für sehr wenig Geld herstellen.   Bei der ressourcenintensiven Produktion und der minderwertigen Qualität vieler Kleidungsstücke, die nach kurzer Zeit wieder auf dem Müll landen, reicht es leider nicht, wenn die Unternehmen nur etwas zu Energieeinsparungen und Papierreduktion umsetzen.    

“Nive to have und kostet nur noch die Hälfte!" 

Den Satz oder Gedanke kennt ihr sicherlich auch. Leider verfalle auch ich hin und wieder der sogenannten fast Fashion Falle - zu schnell und unüberlegt zu kaufen, weil mir das, was ich von außen sehe, so gut gefällt und die Mode so schnelllebig geworden ist, dass ein Nice to have auch schnell zu einem I must have wird. Bei mir schleicht sich verdammt schnell ein schlechtes Gewissen ein. Und nun? Ich versuche mein Handeln kritisch im Auge zu behalten und versuche dieses errungene Fast Fashion Kleidungsstück in meinem Kleiderschrank nicht als Wegwerfteil zu behandeln, besonders darauf zu achten, es nicht zu häufig zu waschen oder einen Wäschesack, der Kunstfasern abhält, zu benutzen. Kompliziert? Nicht wirklich – sondern vertretbarer Aufwand zur Schadensbegrenzung als Folge meines unbedachten Handelns.

Unser Modekonsum hat Folgen fürs Klima. Traurig, aber wahr. Die Modeindustrie und der extreme Modekonsum haben sogar einen erschreckend hohen Anteil daran.

 

Die Schattenseiten der Modeindustrie und die daraus resultierenden negativen und fatalen Folgen. Diese lösen bei mir schnell Gewissensbisse aus, wenn ich durch die Läden stöbere und zu gewissen Kleidungsstücken greife. Und das ist gut so. Meist bremst mich dieses negative Gefühl zum Glück aus und drängt mich dazu mir folgende Fragen zu stellen!

  • Brauche ich das Kleidungsstück wirklich?
  • Wie und wo wird es hergestellt?
  • Ist das Kleidungsstück umweltfreundlich und sozialverträglich?
  • Welche Materialien stecken in der Klamotte, die ich da gerade im Visier habe?
  • Bekomme ich dieses Kleidungsstück auch als nachhaltige Variante?

 

Viele Fragen, die eben nicht „fast oder ultra-fast“ beantwortet werden können!

Kurz und knapp eine Anleitung gegen Fast Fashion
  • Kauf weniger Kleidung´.
  • Achte auf die Qualität.
  • Trage deine Kleidung länger und wirf sie nicht einfach weg.

Klingt doch eigentlich ganz simpel – oder?

Ein - oder dein - bewusster Konsum kann auch ein Zeichen gegen Wegwerfmode setzen. Nachhaltige Shopping Alternativen sind eine gute Antwort. 


Was genau sollte man also über die Kleidung wissen, die man kauft?

Material, Produktionsort und sogenannte Siegel sagen viel über die Klamotte aus, die wir kaufen oder schon besitzen. In unserem Infokasten (siehe unten) findest du viele hilfreiche Links, die über Fast Fashion, verschiedene Materialien und Stoffe in unserer Kleidung und über nachhaltige Alternativen informieren. 

Nachhaltige Alternativen - ein sinnvoller Gegentrend zur schnellen Werfwerfmode

Mein Kleiderschrank ist leider nicht nur nachhaltig. Das wäre gelogen. Aber ich versuche immer gezielter und bewusster zu kaufen. Denn Kleidungsstücke, die seit einem Jahr fast unberührt in meinem Schrank nach Aufmerksamkeit schreien, machen mir ein ganz schlechtes Gewissen – und das ist gut so. Denn auch dieses Kleidungsstück wurde von jemand mit viel Aufwand genäht und hergestellt und sollte früher oder später nicht zu einer sogenannten Wegwerfware werden und zwingen mich immer wieder zum Nachdenken und Handeln.

Ich versuche zu spenden, zu verschenken, ich verkaufe sie zu fairen Preisen gern auf Flohmärkten weiter und habe immer mehr im Blick, mich nicht mehr zu schnellen unüberlegten Neukäufen hinreißen zu lassen.

Pre-Loved (aus zweiter Hand) in Läden, auf Flohmärkten und auf diversen Plattformen, das Tauschen von Mode auf sogenannten Kleidertauschpartys, Upcycling und oder der Trend zum Capsule Wardrobe - Minimalismus im Kleiderschrank finden immer mehr Anhänger. Das sind klimafreundliche Trends in die notwendige Richtung und ein großer Schritt den Fast Fashion Ketten zu trotzen.

Mein Ziel: Nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen. Auf meine Art! 

Neues Urlaubs-, Party- oder Businessoutfit? Vielleicht wirfst du doch noch mal einen Blick in deinen Kleiderschrank oder schaut unter Freunden, was der ein oder andere noch mal ausleihen kann – tauschst oder besuchst einige der zahlreichen guten Plattformen oder Läden für Second Hand und Co – bevor das nagelneue Silvesteroutfit unüberlegt in deinem Warenkorb landet oder auf dem Kassentresen.

Ist doch ein guter Ansatz – oder? Für mich auf jeden Fall!

 

 

 

Text: Caro aus der JIZ Redaktion 

Foto: toter Fisch © Mariya auf Pixabay; Foto Kleiderberg © Pete Lindforth/TheDigitalArtist auf Pixabay; Shopping online © MarieXMartin auf Pixabay

 

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