Der Einfluss von Deutschrap auf die Jugend

von Arnold der Hardtrollt

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)




Deutschrapper romantisieren in ihren Texten Kriminalität und den Lifestyle, den man als Gangster pflegt. Damit vermitteln sie einem Heranwachsenden folgendes Weltbild: Frauen müssen aussehen wie Topmodels, und sind nur dafür da, um Männer glücklich zu machen. Kurz: Sie sind nur Objekte. Ein echter Mann holt sich, was er will und zum Leben braucht durch Raubüberfälle und Drogenverkauf, und was ein Mann sonst noch braucht, sind Designerklamotten, eine Rolex, Goldketten und ein dickes Auto unterm Arsch – weil: So kriegt man ja auch die Frauen.

Und wenn es mal nicht so laufen sollte wie geplant oder gedacht, dann werden die Dinge halt mit der Faust geregelt. Und wenn das nicht weiterhilft, ist die Schuss- oder Stichwaffe nicht weit. Ach ja – und der Staat und jeder Staatsdiener sind natürlich Abschaum, mit denen wird nicht kooperiert, denn ein Mann lebt nach der Omertà (Schweigepflicht der Mafia, Anm. d. Red.).

Dies ist also das Bild, das vermittelt werden soll. Was man aber – vor allem in jungen Jahren – vergisst, ist, dass das alles größtenteils Fiktion und Teil des Images ist, das sich Rapper als Kunstfiguren schaffen. Wie ein Schauspieler, der für einen Film in seine Rolle schlüpft – aber Johnny Depp ist in Wirklichkeit ja auch kein Pirat. Nur, das vergessen viele, wenn es um Rapper geht.

Sie denken, hinter den Texten steht auch ein solches Leben, das eine einzige, große Party ist, mit vielen Abenteuern – und dass man vielleicht auch mal in den Knast geht, aber das ist ja halb so schlimm und steigert nur dein Ansehen.

Doch an die Schattenseiten denkt kaum jemand – und darüber rappt auch keiner: dass Knast nicht cool ist, sondern Familien kaputt macht. Dass die eigene Mutter oder Schwester auch Frauen sind, die man respektiert – und keine Objekte. Dass Dealen, Rauben und Gewalt nicht die Allzweckmittel sind, um durchs Leben zu kommen, sondern Schlaglöcher, die man in sein Leben reißt.

Ich sage nicht, dass Rap prinzipiell schlecht ist und verboten gehört. Ich höre selber gerne Rap. Doch man sollte vor allem als Heranwachsender lernen, die Musik zu konsumieren wie einen Film, ein Videospiel oder andere Unterhaltungsmittel und verstehen, dass ein Rapper auch nur eine fiktive Kunstfigur ist - so wie Captain America.

 


Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt. | Bildnachweis: "Jugendsünden" (Collage auf Papier) © Arnold von Hardtrollt, entstanden im Kunstprojekt STABIL

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