Sollte Containern legalisiert werden?

von Devo46

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Containern ist das Klauen von noch essbaren Lebensmitteln aus den Mülltonnen von Supermärkten. Unter den Personen, die das Containern betreiben, sind einerseits bedürftige Menschen und andererseits Leute, die sich auf diese Weise gegen die Verschwendung von Lebensmitteln einsetzen. In Deutschland landen tonnenweise Lebensmittel im Müll. Supermärkte lassen Waren entsorgen, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist.

Containern kann wegen Hausfriedensbruch und Diebstahl strafrechtlich verfolgt werden. Strafbarer Hausfriedensbruch ist es deshalb, weil meistens ein „physisches Hindernis“ überwunden werden muss, bis man an die Lebensmittel kommt. In Kanada dagegen wird Containern nicht bestraft, und dementsprechend wird es auch tagsüber praktiziert.

Im Jahr 2004 wurde eine Kölnerin beim Containern erwischt und wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall angeklagt. Das Verfahren wurde gegen 60 Stunden gemeinnützige Arbeit eingestellt. Anfang 2019 wurden zwei Studentinnen, die noch verzehrbare Lebensmittel aus dem Müllcontainer eines Supermarktes geholt hatten, wegen gemeinschaftlich begangenen Diebstahls zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Im Januar 2023 sprachen sich Bundesjustizminister Marco Buschmann und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dafür aus, dass das Containern in Zukunft nicht mehr bestraft werden sollte – außer in den Fällen, in denen „die Überwindung von Hindernissen über einen unwesentlichen Aufwand hinausgeht oder wenn gleichzeitig der Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllt wird.“

Ein Supermarktbesitzer aus Osnabrück hatte eine gute Idee. Er hat die „Goldene Tonne“ ins Leben gerufen: Hinter der Kasse liegt Ware, die nicht mehr verkauft werden kann. Kunden können sie einfach so mitnehmen. Er sagt: „Das Wichtigste ist, dass möglichst viele Geschäfte dazu gebracht werden, nichts mehr wegzuwerfen.“

Ich finde, es sollte erlaubt werden, weggeschmissene Lebensmittel aus den Müllcontainern zu holen, damit noch brauchbare Lebensmittel an arme Menschen verteilt werden können.
 


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Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.
Bildnachweis: weggeworfenes Gemüse © TheStockCube/AdobeStock

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