Reisegeschichte Algerien und Frankreich
Ein Bericht von Zizou Abu D.
Reisegeschichte Algerien und Frankreich
Ein Bericht von Zizou Abu D. (Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
Meine letzten Urlaube und Reisen liegen schon etwas zurück. Nun, hier meine letzten Erlebnisse bzw. „großen Trips“ der vergangenen Jahre: Bis zu meiner Verhaftung besuchte ich regelmäßig den afrikanischen Kontinent – genauer gesagt, den Maghreb-Staat Algerien im Nordwesten. Dort erkundete ich sämtliche Orte im Zentrum des Nordens in und um die Hauptstadt Algier, wo mein Vater geboren und aufgewachsen ist. Diese Stadt wird von den Franzosen liebevoll Alger la blanche („Algier, die Weiße“) genannt und hat eine reiche und interessante Geschichte. Dort war ich u.a. am „Platz der Märtyrer“ und dem dazugehörigen Turm, welcher an den Sieg der Algerier über die französische Kolonialmacht und die vielen Opfer erinnert, die dieser Kampf gekostet hat. Dieser revolutionäre Krieg endete nach mehr als hundert Jahren Besatzung im Jahr 1962. Meine kleine Schwester (damals ungefähr acht Jahre alt) durfte sogar auf die Plattform unter dem Turm, dessen Zutritt eigentlich nur hohen Offizieren und letzten Endes nur dem Präsidenten gestattet ist – sie verstand nicht viel davon, aber freute sich dennoch sehr. Wir besuchten natürlich auch weitere Orte und Städte im Umkreis. Wie zu Beispiel Blida und das schöne Gebirge und die dort lebenden Affen, die stets Menschenkontakt suchen und sich sogar wie wir verhalten können, indem sie sich zu uns an den Tisch setzen und mit uns essen. Oder die Hafenstadt Bou Ismail, die bekannt ist für ihren leckeren Fisch. Mein Wunsch ist es, einmal den weiten Süden, die Sahara zu besuchen!
Ich bereiste auch schon dreimal Frankreich, die Grande Nation – ein einzigartiges, interessantes und wunderschönes Land. Das erste Mal war ich dort mit vier Jahren, zusammen mit meiner Familie, und zuletzt mit vierzehn mit der Französischgruppe meiner Schule. Und dazwischen wieder mit meiner Familie, ein Jahr zuvor. Das erste Mal waren wir in Marseille, einer Hafenstadt im Süden am Mittelmeer, gegenüber des ehemaligen Mutterlandes Algerien. Das zweite Mal (wieder mit der Familie) waren wir in Paris – der Stadt der Liebe – doch wohnten wir dort nicht in einem ihrer schönen, alten Häuser mit Ausblick auf den Eiffelturm (den wir aber besucht haben), nicht in einem der bekanntesten Winkel und Gassen oder gar am Champs-Elysées, sondern in einem Vorort – auch dafür ist Paris bekannt. In der Wohnung meines Onkels in einem Ghetto, in welchem hauptsächlich Menschen mit schwarzafrikanischer und nordafrikanischer Herkunft leben, und wir besuchten auch das bekannt-berüchtigte Ghetto von Saint-Denis und beteten dort in einer kleinen Moschee am Straßenrand. Diese Zeit war Adventszeit, und im und ums Stadtzentrum war alles schön dekoriert und beleuchtet. Und wir waren im Disneyland. Das dritte Mal, mit dem Französischkurs meiner Schule, war auch schön. Dort besuchte ich noch die restlichen Sehenswürdigkeiten, die mir noch fehlten, wie zum Beispiel den Louvre und die Pariser Katakomben. Und vor unserem Hotel wurde ein, ich sag mal, riesiger „Schwarzflohmarkt“ gewaltsam von der Polizei mit Tränengas aufgelöst. Naja. Das zweite Mal Paris war übrigens 2014, kurz nach dem Attentat auf „Charlie Hebdo“. Und das dritte Mal war kurz vor den Anschlägen 2015, die Situation war – insbesondere in den Ghettos – sehr angespannt.
Nun, so am Ende noch was Schönes: Bei meinem letzten Besuch verliebte ich mich sogar – wie soll es in der Stadt der Liebe anders sein?! Und ich verlief mich sogar zusammen mit der Dame in der großen Stadt. Ich träume davon, wenn all das hier vorbei ist (und das wird es), wieder diese Orte und viele andere zu bereisen, und das diesmal mit meiner Frau. Für die ewige Liebe, wenn ich sie gefunden habe. Na dann – wartet alle auf mich und bleibt stark!
Bildnachweis: algerische Wüste © Raimund Andree/Pixabay; Eiffelturm © Pete Linforth/Pixabay; Fotomontage: JIZ HH | Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.