Haben alle Menschen die gleichen Chancen?

von Mr. Afro und Richie Laymon

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Nein, nicht alle Menschen haben die gleichen Chancen. Erstens kommt es darauf an, wo du geboren bist. Und in welches System du hineingeboren wirst. Es ist zum Beispiel ein großer Unterschied, ob du in Kanada oder im Kongo geboren bist. Das politische System in deinem Land spielt auch eine große Rolle: Ist Bildung kostenlos, gibt es eine Gesundheitsversorgung oder staatliche Unterstützung für Geringverdiener? Haben alle überhaupt ausreichend zu essen? Wenn man hungert, verkümmert das Gehirn, deshalb werden Menschen, die gehungert haben, nicht die gleichen Chancen haben wie jemand, der immer gut versorgt war. Der Zugang zu medizinischer Versorgung, zu sauberem Wasser und ausreichend Nahrung spielt die größte Rolle in der Chancengleichheit. Die meisten afrikanischen Länder haben gar nicht die Mittel, sich so zu entwickeln wie die Industrienationen – was u.a. auch daran liegt, dass sie seit der Kolonialzeit kaum noch Kontrolle über ihre eigenen Rohstoffe haben.

In vielen Ländern gibt es Diktaturen oder Autokratien. Die Meinungsfreiheit ist eingeschränkt. Sogar in vielen westlichen Ländern sieht man, dass nicht alle Bürger die gleichen Chancen haben: Beispiele dafür sind die USA, Portugal, Frankreich und England. Man sieht in diesen Ländern, die als entwickelte Nationen gelten, dass Immigranten und Minderheiten in „Hoods“ oder „Ghettos“ leben – und das bedeutet schon, dass die, die da wohnen, zur Unterschicht gehören, und es ist für sie viel schwerer, da raus- und voranzukommen. Schwarze werden öfter verhaftet und sitzen länger im Gefängnis, und es ist mit einem migrantischen Namen viel schwerer, einen Job oder eine Wohnung zu bekommen.

Ob man als Mann oder Frau geboren wurde, spielt auch eine große Rolle. In manchen Ländern gibt es strengere Gesetze für Frauen und Mädchen – sie haben nicht das Recht zu arbeiten oder Auto zu fahren oder auch nur zur Schule zu gehen. Sogar in der westlichen Welt, wo Frauen theoretisch die gleichen Rechte haben, werden sie vergleichsweise deutlich schlechter bezahlt und es wird ihnen weniger zugetraut.

Wir glauben, dass das System auf dieser Welt so aufgebaut ist, dass nicht alle Menschen die gleichen Chancen haben sollen, denn das ist zum Vorteil der Reichen und Mächtigen. Hätten alle die gleichen Chancen, müssten Superreiche etwas von ihrem Reichtum abgeben, und es wäre dafür gesorgt, dass Wohlstand gerechter verteilt wird. Kann sich das alles vielleicht auch ändern? Wir glauben es nicht, weil die westlichen Länder viel zu sehr von den „unterentwickelten“ Staaten profitieren.

 


Die Klarnamen der Verfasser sind durch Pseudonyme ersetzt.
Bildnachweis: Windhundrennen mit Hase © Tariq/AdobeStock

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