Der Hamburger Jugendserver

Tabuthema AIDS

The Show must go on von Queen

 

Wenn heute ein Star veröffentlicht, dass er an HIV erkrankt ist, ist das zwar immer noch ein paar Schlagzeilen wert, bedeutet für den Betroffenen oder die Betroffene aber meist, das das Leben relativ normal weitergeführt werden kann.  

Vor 30 Jahren aber war die Krankheit noch ein Tabuthema. Wer daran erkrankte, verheimlichte es aus Angst vor den negativen Reaktionen der Gesellschaft, der drohenden Ausgrenzung und Stigmatisierung.

Ein berühmter Musiker der sich in den 1980ern mit HIV infizierte und später dann an AIDS starb, war Freddie Mercury, der Sänger der britischen Rockband „Queen“.


 

Queen

Queen war in den 1980ern eine der bekanntesten britischen Rockbands, berühmt durch zahlreiche Alben und Hits wie Bohemian Rhapsody, We will rock you oder We are the champions.

Ihre Experimentierfreude und die Vielseitigkeit der vier Musiker zeichnete sie aus und durch die Vermischung unterschiedlichster Musikstile und Mercurys eigenwilligen Stimme, verbunden mit einer überwältigenden Bühnenpräsenz, feierten sie Erfolge auf der ganzen Welt.


 

Die Erkrankung von Freddie Mercury

Wahrscheinlich infizierte sich Freddie Mercury in den frühen 1980ern mit HIV und wusste seit den späten 1980ern von seiner Erkrankung.

 

Die Entdeckung des HIV-Virus

Die Krankheit entstand wahrscheinlich in den 1930ern, als der Virus beim Verzehr von infiziertem Schimpansenfleisch auf Menschen übertragen wurde. Schnell breitete er sich aus, trat ab 1980 in den USA, ab 1982 auch in Mitteleuropa auf. Betroffen waren anfangs vor allem Menschen aus dem homosexuellen Milieu und Drogenabhängige.

Zu Beginn war völlig unklar, wovon diese Krankheit ausgelöst wurde. 1983 entdecken dann der französische Forscher Luc Montagnier und die französische Forscherin Françoise Barré-Sinoussi, dass die Krankheit durch einen Virus verursacht wird. Beide erhielten dafür den Nobelpreis für Medizin.

Im April 1984 verkündete das US-Gesundheitsministerium die Entdeckung des die Krankheit verursachenden Virus und machte sie damit der Weltöffentlichkeit bekannt. Heute wird die Bezeichnung HIV – Humanes Immundefekt-Virus verwendet. AB 1986 etablierte sich die Bezeichnung Aquired Imune Deficiency Syndrome, abgekürzt AIDS, für die Erkrankung.

Übertragen wird der HIV-Virus durch Sexualkontakt oder Kontakt mit infiziertem Blut. Der Virus greift dann das Abwehrsystem des Menschen an, zerstört so das Immunsystem und führt damit zum Ausbruch der Krankheit AIDS. Durch AIDS wird der Körper anfällig für Tumore und Viren, die ein nicht erkrankter Mensch abwehren könnte, dies führt ohne Behandlung zum Tod.  Die beste Schutzmaßahme gegen die Krankheit ist es, beim Sex Kondome zu verwenden.

Weltweit sind viele Millionen Menschen von dieser Krankheit betroffen und auch schon gestorben. Heute gibt es Medikamente die die Verbreitung des HIV-Virus im Körper und damit den Ausbruch von AIDS verhindern können, leider sind diese Medikamente in vielen Teilen der Welt für Betroffene nur schwer erhältlich oder nicht bezahlbar.

 

 

Ein offener Umgang mit Homosexualität war zu dieser Zeit noch nicht möglich. In Großbritannien war Homosexualität erst seit 1967 nicht mehr strafbar, die Gefahr einer negativen Reaktion der Gesellschaft und auch der religiöse Glaube seiner Eltern hinderte Freddie Mercury an einem offenen Umgang.

Als die Gerüchte um seine Krankheit immer stärker wurden, informierte er die Band in einem kurzen Gespräch darüber, dass er schwerkrank sei und sterben werde. Er bat alle um Geheimhaltung und wollte anschließend nie mehr darüber sprechen. Management und Band taten ihm den Gefallen, versuchten ihn vor der Presse zu schützen und machten ansonsten auf seinen Wunsch hin so weit wie möglich normal weiter.

Obwohl seine Krankheit immer deutlicher sichtbar wurde und ihn auch immer mehr schwächte, arbeitet Freddie Mercury bis zum Schluss und umgab sich bis zu seinem Ende mit engen Freunden und seiner Musik.


 

 „The show must go on“

Die Rockballade war Teil des 13. Studioalbums Innuendo der Band und entstand 1989/90 in den Mountain Studios in Montreux.

Der Text des Songs ist laut den Queen-Mitgliedern eine direkte Anspielung auf die Aidserkrankung des Sängers und seinen bevorstehenden Tod. Geschrieben wurde der Text von Freddie Mercury und Queen-Gitarrist Brian May. May erinnert sich so daran:

„Ich setzte mich mit Freddie zusammen, und wir entschieden, wie das Thema lauten sollte, und schrieben die erste Strophe. Der Song ist eine lange Geschichte, aber ich hatte immer das Gefühl, dass er wichtig sein würde, weil wir uns mit Dingen beschäftigten, über die man damals nur schwer sprechen konnte, aber in der Welt der Musik konnte man es tun.“[1]

Freddie Mercury wollte sich von seiner Erkrankung nicht aufhalten lassen, sondern weiterhin sein Leben so gut und intensiv leben wie möglich.

Bei den Aufnahmen für den Song war Freddie Mercurys Krankheit schon wo weit fortgeschritten, dass die Band Sorge hatte, ob Mercury noch genug Kraft für die anstrengende Studioarbeit haben würde, bei der die Gesangsparts oft unzählige Male aufgenommen werden mussten. Doch der wischte die Einwände nur mit einem „I’ll fucking do it, darling.“[2] beiseite, stürzte einen Vodka herunter und sang dann einige perfekte Aufnahmen. 

Für das Video zum Song konnten aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes des Stars nur noch alte Aufnahmen von Freddie sowie ein kurzes Video von den Studioaufnahmen verwendet werden, live konnte er den Song nie mehr aufführen.

Im Oktober 1990 wurde die Single veröffentlicht und erreichte in den deutschen Charts Platz sieben. Nach dem Tod Freddie Mercurys schnellte sie weltweit zusammen mit den anderen Alben von Queen wieder in den Charts nach oben.


 

Bekanntgabe und Tod

In seinen letzten Tagen wurde Freddie Mercury von Freunden gepflegt. Am 23. November verfasste er im Krankenbett eine Pressemeldung an Fans in aller Welt, um seine Aidserkrankung öffentlich zu machen. Hatte er bisher zu den Gerüchten über seine Krankheit geschwiegen, um Freunde und Familie vor der Presse zu schützen, wollte er jetzt mit der Bekanntgabe der Krankheit wohl ein Zeichen setzen. Die Gesellschaft sollte erfahren, dass auch Prominente an AIDS erkranken, dass man sich dieser Erkrankung nicht schämen musste und dass ein offener Umgang damit wichtig sei.

Einen Tag später verstarb Freddie Mercury im Alter von 45 Jahren. Drei Tage später wurde er eingeäschert, die Trauerzeremonie fand im engen Kreis von Freunden und Familie statt. Die ausgebreiteten Kränze und Blumengebinde von Fans bedeckten fast einen Quadratkilometer Fläche außerhalb des Krematoriums, später wurden diese Blumen an Londoner Krankenhäuser gespendet.


 

The Freddie Mercury Tribute Concert for AIDS Awareness 

Zu Ehren ihres verstorbenen Bandmitglieds veranstalteten die Mitglieder von Queen 1992 ein Open-Air-Benefiz-Konzert. Es fand am 20. April 1992 im Londoner Wembley-Stadion statt und wurde in Radio und Fernsehen live übertragen.

Ziel dieses Konzertes war es, das Bewusstsein für AIDS zu stärken und Gelder für den neu gegründeten Mercury Phoenix Trust, eine gemeinnützige Organisation zur Bekämpfung von AIDS, zu sammeln. Erstmals wurden dabei in Europa auch die roten Schleifen verteilt, die bis heute Solidarität mit Erkrankten ausdrücken.

Zahllose berühmte Künstler wie Metallica, Guns N`Roses, David Bowie oder George Michael traten bei diesem Konzert auf und performten die Hits von Queen. Und auch The show mus go on wurde zum ersten Mal live auf der Bühne aufgeführt, von den übriggebliebenen Queenmitgliedern und einem engen Freund von Freddie Mercury, nämlich Elton John.

Die Botschaft des Songs, sich nicht unterkriegen zu lassen, trotz aller Probleme weiter zu machen, wurde auch später von anderen Künstlern und Künstlerinnen aufgegriffen. Etwa von Celine Dion, die im Mai 2016 bei den Billboard Music Awards den Song coverte und später auch in einem Album veröffentlichte. Einige Monate vorher war ihr Mann gestorben, hatte ihr vor seinem Tod aber das Versprechen abgenommen, dass nach seinem Tod ihr Leben – und die Show – weitergehen solle. Dieses Versprechen löste sie dann mit diesem Auftritt ein.

Die Geschichte von Freddie Mercury zeigt, warum Toleranz in unserer Gesellschaft so wichtig ist. Früher hatten Menschen mit HIV oft Angst, offen darüber zu sprechen, weil sie befürchteten, ausgegrenzt oder verurteilt zu werden. Doch Freddie zeigte Mut und stand kurz vor seinem Tod zu seiner Krankheit, um anderen zu zeigen, dass man sich nicht schämen muss.

Heute wissen wir: Je mehr wir uns gegenseitig akzeptieren, desto stärker sind wir als Gemeinschaft. Toleranz bedeutet, Menschen zu respektieren, egal wie unterschiedlich sie sind – und das hilft uns, gemeinsam ein besseres Leben zu führen.


Literatur:

Lesley-Ann Jones: Freddie Mercury. Die Biographie, Piper-Verlag, München 2016

The Show must go on. Artikel in: Freddie Mercury. 50 Years of Queen. Celabrating the Rock Icon, A360 Media LLC, S. 72ff.

Ursel Linder, Wieland Schmid: Populärmusik im Kontext. Songs, Hits und ihre Zeit von den Comedian Harmonists bis zum HipHip, Hellbling 2011

Links:

Entdeckung des HI-Virus bekannt gegeben, 1984 | Politik für Kinder, einfach erklärt - HanisauLand.de

Deutsche Aidshilfe: Basiswissen „Was ist HIV? Was ist Aids?“ - YouTube


[1] The Show Must Go On - Queenpedia.com - Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor, John Deacon, Discography, Bibliography, Charts

[2] https://www.rollingstone.com/music/music-lists/100-greatest-singers-of-all-time-147019/freddie-mercury-5-225069/

Text und Foto: Juliane

top