Die Welt dreht sich um Kaffee
Das schwarze Gold
Was haben viele Menschen auf der Welt früh am Morgen gemeinsam?
…ja, keine Lust Aufzustehen und sich gern noch einmal umdrehen im Bett!
…ja genau, eine heiße Tasse Kaffee am Morgen. Oder auch zwei…drei…!
Kaffee ist für viele Menschen weltweit „die Lösung“, um zufrieden und munter in den Tag zu starten und oft ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer morgendlichen Routine.
Kiloweise Kaffee
Kaffee gilt international als eines der beliebtesten Heißgetränke.
Rund 26 Millionen Kaffeetrinker aus Deutschland greifen dabei täglich zum beliebten Heißgetränk.
Die deutschen Verbraucher lagen 2023 auf Platz 10 des Rankings - der Verbrauch lag im Durchschnitt bei 4,8 Kilogramm Kaffee pro Person.
Kaffee - ein Lifestyle Symbol
Für guten Kaffee am Morgen stehe auch ich gern extra früh auf – denn ich genieße, zelebriere, liebe diese Routine. Der Kaffeekult hat mich voll und ganz im Griff.
Aber was hat der Kaffee an sich, was ihn zu einem Lifestyle Symbol macht.
Die Plus-Punkte Liste der Kaffee Liebhaber ist lang und Kaffee ist ein Trendsetter, der nicht mehr wegzudenken ist - dieser geht weit in die Geschichte zurück. Es war und ist bis heute ein gesellschaftliches Phänomen. Kaffee verbindet - Kaffee fördert Kommunikation – Kaffee hat eine lange Geschichte!
Aber zurück zum Kaffeekult und der Pluspunkte Liste. Was einst mit Filterkaffee begann, hat sich zu einer kleinen Wissenschaft entwickelt.
Was genau ist es, was den Kaffee so besonders macht. Ist es einfach nur ein Ritual und die Routine, die wir Menschen brauchen?
Nein, in Kaffee steckt viel mehr. Hier nur einige Punkte, die Menschen mit Kaffee verbinden.
Kaffee als Morgenritual (der wohltuende Geruch in der Nase), Kaffee als Wachmacher, Kaffee als Genussmittel, Kaffee für die Entspannung, Kaffeepause, Kaffee als Energiequelle, Kaffee und „Hygge“, Kaffee als soziales Medium, Kaffee für ein gutes Herz-Kreislaufsystem, Kaffee für den Darm/den Körper, Kaffee für die Haut- und Haarpflege, Kaffee zelebrieren, Coffee Circle, Kaffee Barista, Kaffee-Kultur, Kaffeevielfalt, Kaffee als selbstverständlicher Begleiter…
Eine Lebenseinstellung, die in unterschiedlichsten Facetten ausgelebt wird - KAFFEE MACHT GLÜCKLICH! Und das war schon früher so. Man nannte Kaffee auch das schwarze Gold – er hatte seit eh und je einen großen Wert in der Gesellschaft.
Klingt doch alles super – aber STOP – zu schnell – HIER ist der Kaffee schon längst ganz selbstverständlich in der Tasse.
Die lange Reise um die Welt
Es gibt viele Geschichten rund um den Kaffee und leider auch einige Schattenseiten des Kaffeekonsums wie z.B. den Kaffeefußabdruck/Ökobilanz, langer Handelsweg etc. und auch über die Aspekte, ob Kaffee nun wirklich gesund ist wird viel diskutiert.
Ich habe mir genau einen Aspekt der Kaffeewelt rausgesucht, mit dem ich mich bis heute beschämenderweise recht wenig beschäftigt habe. Ich meine nicht den negativen Aspekt des „Kaffee to go“ Geschäftes. Nein, ich meine einen ganz anderen Aspekt. Ich meine die Selbstverständlichkeit, mit der wir Kaffee zu uns nehmen, ohne vielleicht zu hinterfragen, wo diese wertvollen Bohnen eigentlich herkommen und welche tollen Menschen dahinterstecken, dass ich diesen Genuss tagtäglich zelebrieren darf.
Die Arbeit, die hinter dem Kaffee steckt, bevor er seine lange Reise um die Welt antritt und den wenigen Lohn, den die Menschen dafür bekommen, bevor er irgendwann in meiner Tasse landet, sichtbar machen. Das war das, was ich für mich beantworten und mit euch auch teilen wollte.
Eine Schattenseite des Kaffeekults...
... oder was wir als Verbraucher überdenken sollten.
Kaffee ist das zweitmeist gehandelte Rohprodukt der Welt – gleich nach Erdöl. Die Kaffeeindustrie ein Multi-Milliarden-Dollar-Markt, der Länder, Unternehmen und Millionen von Kleinbauern umfasst. Für das Erntejahr 2024/2025 prognostizierte das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten (amtl. United States Department of Agriculture, abgekürzt USDA) eine weltweite Kaffeeproduktion von rund 176,24 Mill. Sack Kaffee (zu je 60 Stk.) Erntemenge von Kaffee weltweit bis 2024/25 | Statista
Wo kommen diese wertvollen Bohnen, die ich/wir so selbstverständlich zu uns nehmen eigentlich her und wie viele Bohnen davon stecken in einer oder meiner Tasse Kaffee?
Obwohl Länder wie z.B. Brasilien, Vietnam, Kolumbien oder Uganda mit zu den größten Kaffeeexporteuren weltweit gehören, ist Äthiopien z.B. besonders bekannt für seinen hochwertigen Kaffee. Auch Regionen wie Asien und Vietnam gehören zu den größeren Kaffeeanbaugebieten der Welt. Die EU zählt zu den größten Absatzmärkten.
80 Kaffeebohnen stecken ungefähr in einer Tasse Kaffee. Das sind an die 40 Kirschen, die Erntehelfer:innen für vielleicht auch dein Lieblingsgetränk pflücken. Und damit ist die Bohne noch längst nicht als Kaffee in der Tasse. Wow, das hätte ich ehrlicherweise nicht geschätzt.
Der lange Weg des Kaffees vom Kleinbauern, den Erntehelfer:innen bis zum Konsumenten
Fakt ist: Die Kaffeeindustrie macht viele Menschen glücklich und trägt zur Schaffung von Arbeitsplätzen und wirtschaftlichen Entwicklung in vielen Ländern bei. Der Kaffeeanbau ist mehr als nur eine landwirtschaftliche Tätigkeit - er ist eine Kunst und schafft Kulturen zu überbrücken.
Soweit so gut, wäre da nicht die lange Handelskette, auf der leider diejenigen am wenigsten Beachtung und Wertschätzung bekommen, die uns diese wertvollen Bohnen in die Tasse bringen – nämlich die Kleinbauern, Plantagebesitzer:innen und hart arbeitende Erntehelfer:innen - während sich einige mit dem „schwarzen Gold“ eine goldene Nase verdienen und wir, als Konsument:innen, es häufig ganz selbstverständlich zu uns nehmen und uns nebenbei über die stark ansteigenden Kaffeepreise beschweren.
Der Weg des Kaffees ist lang. Er startet auf einer Kaffeeplantage mit einer winzig kleinen Bohne und vielen hart arbeitenden Bauern und deren Erntehelfer:innen. Dazwischen liegen lange Lieferketten wie kooperative Zwischenhändler:innen, Exporteur:innen, Importeur:innen, Markler:innen, Veredelungsbetriebe, Kaffeeproduzenten, Vertrieb, Kaffeeverkäufer:innen und dann WIR, die Kaffeekonsument:innen.
Ähnlich wie beim Öl schwankt der Preis von Kaffee ständig. Eines bleibt dabei gleich: Gewisse Menschen in der Produktionskette werden leider schlecht bezahlt. Der Kaffeepreis wird über die Qualität der Bohnen bestimmt. Während Geschäftsmänner:frauen in New York über ihre Gewinne verhandeln, bekommen Kaffeebauern und Kaffeebäuerinnen z.B.in Brasilien meist nur wenige Cent für das verkaufte Kilo Kaffee. Am wenigsten Lohn bekommen die Erntehelfer:innen, ohne deren harte Arbeit die Kaffeebohne gar nicht erst zu uns käme. Die Ernte erfolgt in vielen Ländern per Hand. Oftmals werden sie pro gepflücktes Kilo Kaffeekirschen bezahlt. Deshalb arbeiten sie lang und hart, damit sie mehr Lohn bekommen. 1-4 Euro verdienen Entehelfer:innen an einem Tag (je nach Land und Region) und können damit gerade mal überleben. In vielen Produktionsländern endet dies in Kinderarbeit, da die Familien das Geld benötigen.
Kaffee, fairer Handel und der Slow Coffee Trend
Deutschland ist einer der größten Kaffeeimporteure. Doch herrscht ein großes Ungleichgewicht, denn vom Preis für eine Tasse Kaffee kommt nur ein sehr kleiner Teil bei den Menschen im Anbau an.
Fairtrade – unterstützt die Arbeitsbedingungen der Arbeiter:innen .
Fairtrade kennzeichnet Waren, die aus fairem Handel stammen und bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden.
„Fair Trade“ bedeutet „gerechter Handel“. Bei Fair Trade geht es darum, dass Menschen in oft ärmeren Ländern beim Verkauf ihrer Waren einen fairen Anteil vom Gewinn bekommen und unter guten Bedingungen arbeiten können. Das Fair-Trade-Zeichen zeigt zum Beispiel, dass es bei der Herstellung der Waren keine Kinderarbeit gab und dass auf die Umwelt geachtet wurde.(Quelle: hanisauland)
Alle hier aufgeführten Siegel ermöglichen den Kleinbauernkooperativen stabilere Preise sowie langfristige Handelsbeziehungen. „Fair Trade leistet einen Beitrag, der höher sein könnte, und natürlich wollen wir, dass der weiter steigt“, so Edith Gmeiner von Fairtrade Deutschland Bei den schwankenden Kaffeepreisen auf dem Weltmarkt bietet der Mindestpreis zumindest Verlässlichkeit und Planbarkeit. ( Quelle: HAZ Artikel 24.07.2024 / Kaffee: Was bedeutet fairer Handel?)
Slow Coffee Trend
Und was lehrt und der Slow Coffee Trend?
Beim Kaffee-Genuss soll auch wieder der bewusste Verzehr im Vordergrund stehen. Eine Tasse Kaffee als Pause genießen – in Ruhe und den Moment genießen. Slow Coffee entschleunigt.
Es geht beim Slow Coffee-Trend jedoch ebenso um Nachhaltigkeit und Fairness den Erzeuger:innen gegenüber – um Wertschätzung eines Luxusgutes, dass mit harter Arbeit erschaffen wird. Beim Slow Coffee sollen deshalb wieder vermehrt Bohnen aus fairem und ökologischen Anbau genossen werden.
Müssen wir jetzt den wertvollen Kaffee, der auch so viel Positives mit sich bringt, aus der Alltagsroutine verbannen?
Nein, lautet meine persönliche Antwort. Dem Fair Trade Siegel größere Beachtung schenken, auch wenn beim Fair Trade noch viel Luft nach oben ist und ein achtsamer Umgang mit Kaffee – sprich unnötigen/überflüssigen Konsum reduzieren und sich dem Slow Coffee Trend anschließen.
Also nimm dir Zeit dein Kaffee zuzubereiten – und genieße ihn. Dann setzt du schon ein großes Zeichen!
Statista
NO.13 2024 / Kaffeereport: Schwerpunkt: Vielfalt Tchibo (Tchibo/Arnd Liedtke) in Zusammenarbeit mit Statista und brand eins
Text: Caro aus der JIZ-Redaktion
Bildnachweise:
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