Der Hamburger Jugendserver

Interview mit einem Inhaftierten über seinen Aufenthalt in der JVA

von Abu Amarda und Mr. Afro

(Schreibgruppe der JVA Hahnöfersand)
 

Reporter: Schönen guten Tag, wie geht es Ihnen?

Dembele: Mir geht es den Umständen entsprechend gut, danke.

R: Wie alt sind Sie?

D: 19 Jahre alt.

R: Wie lange befinden Sie sich schon in der JVA Hahnöfersand?

D: Seit zehn Monaten ungefähr.

R: Weswegen sind Sie angeklagt?

D: Möchte ich nicht sagen.

R: Erwarten Sie eine mehrjährige Haftstrafe?

D: Ja …

R: Wie ist das Leben hier in der Haft? Könnten Sie uns das grob schildern, um den Leuten eine Einsicht in den Haftalltag zu ermöglichen?

D: Es ist langweilig, der Tagesablauf ist immer derselbe, man muss für alles arbeiten.

R: Inwiefern für alles arbeiten – was meinen Sie damit?

D: Um Geld für den Einkauf zu haben. Und in der Haft ist es ein Privileg, zu arbeiten, da man damit nicht so oft im Einschluss ist.

R: Wie lange arbeiten Sie? Wie viele Stunden an wie vielen Tagen?

D: Montag bis Freitag. Wir werden jeden Morgen um 6:30 Uhr zur Lebendkontrolle geweckt und müssen uns selbstständig auf die Arbeit vorbereiten. Es gibt bestimmte Zeiten für die Betriebe, zu denen das Ausrücken stattfindet, nach und nach in 5-Minuten-Abständen.

R: Wie viel Geld verdienen Sie dabei?

D: Ca. 12,- Euro am Tag.

R: Wie kommen Sie eigentlich mit der jetzigen Inflation zurecht? Alles ist ja teurer als früher. Existiert dieses Problem auch bei Ihnen in der Haft?

D: Leider ja. Wir bekommen es bei unseren Einkäufen von Lebensmitteln auch zu spüren. Wir haben sowieso wenig Geld zur Verfügung, und bei der Möglichkeit, in Abständen von zwei bis vier Wochen einzukaufen, sind wir leider genauso davon betroffen wie der Rest der Gesellschaft, was die Preise betrifft.

R: Was wäre Ihr persönlicher Wunsch, was das Thema „Geld“ betrifft?

D: Einen Mindestlohn auch in Gefängnissen.

R: Gibt es den nicht?

D: Nein.

R: Was würden Sie anders machen, wenn Sie entlassen werden? Was nehmen sie aus der JVA für Ihr späteres Leben mit?

D: Ich habe gelernt, mich zu kontrollieren, wenn ich an der Situation nichts ändern kann. Wenn ich rauskomme, möchte ich eine Therapie machen, damit ich nie wieder in den Knast muss.

R: Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

 


Die Klarnamen der Verfasser und Interviewpartner sind durch Pseudonyme ersetzt. Die Klarnamen sind der Redaktion bekannt. Gefängnis (übermalte Collage) © Raja CAZA Mor G.B./ entstanden im Kunstprojekt STABIL in der JVA Hahnöfersand in Koop. mit dem JIZ HH

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